Schwaiger verloren ein Spiel der zwei Gewinner

(Schwaig). Vor heimischer Kulisse war es das erhoffte Spektakel des vierten Spieltages und ein Drama zugleich: Einen 0:2-Satzrückstand konnten die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig auf Biegen und Brechen ausgleichen – am Ende mussten sie sich den starken Oshino Volleys Eltmann mit 2:3 geschlagen geben (23:25, 18:25, 25:21, 25:22, 12:15). Die Halle am Mittelbügweg tobte.

Meister der 2. Liga Süd gegen den Vizemeister, und das in dieser noch zarten Saisonphase: Da trafen in der Hans-Simon-Halle zwei frühreife Kontrahenten aufeinander, die es krachen lassen wollten – wovon die einen, Eltmann, unbedingt auf Revanche aus waren für ihre 0:3-Schlappe im vergangenen Jahr. Und die anderen, die nach ihrem eindeutigen Sieg gegen Fellbach vor Wochenfrist allen Elan mitzubringen gedachten, um den schwarzrot gekleideten Dauer-Rivalen Paroli zu bieten.

Ein Favorit war an diesem 30. September eigentlich nicht auszumachen; SVS-Coach Jozef Janosik unkte zuvor ein glasklares „50/50“. Und er sollte Recht behalten, wobei er sich den Verlauf sicherlich anders ausgemalt hatte. Vor 330 Zuschauern sicherten sich die Gäste – Tabellenfünfte – nämlich verdient die ersten beiden Sätze gegen den Tabellenzweiten.

>Ersten zwei Sätze zum Abhaken
Schon im ersten Durchgang nötigten sie die Gelbblauen über 8:10, 14:18 und 18:22 dauerhaft in den Rückwärtsgang; da vermochten die grandiosen Liberoleistungen Tobi Pruckers (ebensowenig wie die seines Kollegen Jonathan Schönhagen in den späteren Sätzen) viel zu retten, aber eben nicht alles. Vom ersten Aufschlag an tobte der Kampf beider Spitzenteams verbissen. Da gab es kein Abtasten, kein Zögern, bloß vollen Einsatz. Auf gelbblauer Seite kam erstmals Neuzugang Christian Starosczik vor heimischer Kulisse zum Einsatz – gleichwohl verlor der SVS, ebenfalls zum ersten Mal in dieser Saison, den ersten Abschnitt.

Und auch im zweiten rangen die Teams – mit klaren Vorteilen auf der Gästeseite. Die Entwicklung über 1:3, 9:11, 10:16 und 16:20 offenbarte nicht nur einen Dauer-Rückstand für die Mittelfranken, sondern insgesamt einen Auftritt mit dem “Wurm drin“: Letztendlich klappte nicht viel, keine Körpersprache, zu viele „nickelige“ Eigenfehler, und fünf, sechs unnötig versemmelte Aufschläge rundeten das Bild der Verunsicherung ab.

Was für eine Aufholjagd
Zum Entsetzen der still gewordenen Zuschauer hatten sich die Gelbblauen aus dem Konzept bringen lassen; auf der Gegenseite lächelte Trainer Milan Maric (einst beim SVS) zufrieden. Die Befürchtung, dass das Duell als deftiger 0:3-Eintopf den Fans rasch den Appetit verderben würde, bestätigte sich nicht, im Gegenteil. Mit Beginn des dritten Satzes nämlich wachten die Schwaiger auf, und dann begann eine dramatische Aufholjagd. In toller Teamleistung begannen sie, den Spieß umzudrehen gegen die Gäste, die ihr hohes Anfangstempo nicht mehr halten konnten: Laurentio Vinaturo beeindruckte mit präzisem Zuspiel (er wurde erneut „Wertvollster Spieler“) und der eingewechselte, gut Verantwortung übernehmende Tim Rosenow zerdonnerte mit spielfreudigen Angriffen ein ums andere Mal den Eltmanner Doppelblock.

Im dritten Durchgang führte der SVS folglich 4:3, und so ging das mit 9:5, 13:9 und 19:14 weiter. Nach 25 Minuten stand es vor tosenden Fans 1:2; und nach einer weiteren halben Stunde – sogar noch eine Schippe spannender – gelang über 4:3, 11:11, 18:15 und 23:20 der 2:2-Satzausgleich.

Die Gelbe Halle stand Kopf, der erste Tiebreak der SVS-Saison musste entscheiden (wenn auch immer mit viel oder weniger Glück). Schnell lagen die Schwaiger in diesem mit 2:3 und 4:8 hinten, doch hielten sie über hartes Fighten hoffnungsvoll bis zum 10:13 dagegen, auf Augenhöhe. Mit dem 12:14 gelang es den, von einer Lärm-Woge getragenen Gelbblauen, noch einen Matchball abzuwehren – doch dann, nach 124 Minuten, wussten die Gäste das glücklichere Ende für sich. Aus einem Spiel, das keinen Verlierer verdient hatte, gingen sie als verdienter Sieger hervor.

Nächstes Heimspiel Ende Oktober

Für den SVS summiert sich das Geschehen derweil auf zwei Siege und zwei Niederlagen; mit sieben Punkten auf einem guten Platz 5, während die Eltmanner sich auf den vierten Rang hocharbeiten konnten. Die vorab süffisante Frage der „Nürnberger Nachrichten“, ob es denn diese zwei Mannschaften auch 2017/18 unter sich ausmachten, wer denn nicht(!) in die 1.Bundesliga aufsteige, diese ironische Frage würden die Schwaiger nach dem rasanten Samstagabend – ungeachtet ihrer finanziellen Möglichkeiten – bescheiden-sportlich beantworten: Die Saison ist noch lang, in ihrer aktuellen Frühform indes dürften die Oshinos als Meisterschaftsfavorit gelten. Unter anderem.

Jedenfalls, Favorit hin oder her, das Spektakel in der Gelben Halle war für alle Beteiligten ein tolles Erlebnis, und nicht einmal die Unterlegenen waren ob des Spitzenniveaus wirklich traurig. Ein wichtiger Tabellenpunkt wurde schließlich gewonnen. Jetzt hat der SVS zunächst zwei Wochen Pause, bevor die Janosik-Truppe am 14. Oktober nach Delitzsch muss, und am 28. Oktober das nächste Heimspiel gegen den TSV Unterhaching II stattfindet.