Schwaiger neigen vor Rüsselsheimern das Haupt

(Schwaig). Die Volleyball-Zweitligisten des SVS neigen am 14. Spieltag das Haupt: Das heimische Spitzenduell gegen die TG 1862 Rüsselsheim konnten die Tabellenführer der 2. Liga Süd nicht für sich entscheiden. Nach 98 Minuten Kampfzeit setzten sich die Gäste – zuvor Tabellenvierte – mit 27:25, 21:25, 25:22 und 25:23 am Mittelbügweg 3:1 durch. Verdient.

Das Spektakel zum Rückrundenauftakt war groß, die Stimmung gespannt: Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte empfingen die Schwaiger als Zweitliga-Tabellenerste einen Gegner in der heimischen Gelben Halle, und dann ausgerechnet die TG aus Rüsselsheim. Drei Spiele gegen diesen Gegner – also alle zuvor – hatten die Mittelfranken bis dato nicht für sich entscheiden können, mehr Vorwarnung ging nicht.

Und dass das Alarmleuchten berechtigt war, zeigte sich unmittelbar. 330 Zuschauer wurden Zeuge eines unerbittlichen Treffens auf höchstem Niveau, bei dem beide Teams fair, mit tollen Spielszenen und beeindruckenden Blöcken um Lufthoheit rangen. Beim 8:9 lagen die bestens motivierten Schwaiger – die 7:3 geführt hatten – erstmals zurück, und spätestens, als sich das mit 15:18 und 19:22 fortsetzte, war allen klar: ein harter Brocken wird´s.

Doppelblock, Einsatzwille und Aufschläge der Gäste vom Main waren prägnant; Schwaigs Perica Stanic zeigte, wie im gesamten Spiel, Licht und Schatten. Die Aufschläge seinerseits waren atemberaubend – genauso wie die anfangs gewohnt-brachialen Angriffe von Michal Dzierwa –, und nicht nur dieser beider Könnerszenen verschufen dem SVS-Team immer mal wieder Luft. Doch es reichte nicht: 24:24 und 25:25 stand´s noch auf des Messers Schneide. Nach knapp einer halben Stunde jedoch mussten die Gelbblauen den Startsatz hingeben. Zum fünften Mal in dieser Saison und zum überhaupt erst zweiten Mal in eigener Halle.

Der zweite Satz war prächtig anzuschauen
Aufgeweckt und mit noch größerem Respekt gingen die Mannen von Trainer Jozef Janosik folglich in die zweite Runde. Eine Einstellung, die sich lohnte und durchsetzte: Nach erneut 25 Minuten konnten sie allein vom 7:6 bis zum 12:6 sieben Punkte hintereinander platzieren; den Rüsselsheimern fiel diese dramatische Phase schwer, sie wankten – bis hin zum 1:1-Ausgleich, den wiederum sie akzeptieren mussten. Das waren zwei Crews auf Augenhöhe, noch nicht auszumachen, welche an diesem Abend die Nase vorn haben würde.

So schien es. Nur, in den Sätzen drei und vier klärte sich das Bild zum Leidwesen aller: Trotz klasse Angriffsszenen von Tim Rosenow, Florian Tafelmayer, Mariusz Wacek und Christian Starosczik, trotz unermüdlicher Rettungsaktionen von Libero Jonathan Schönhagen (er wurde verdient „Most Valuable Player“ der Schwaiger), trotz feiner Block-Aktionen des Außenangreifers Yannick Klement und trotz der Einwechslung des Zuspielers Wichard Lüdje, der neue Impulse am Netz geben wollte und sollte – es reichte an diesem Abend (wieder) nicht. Die TG war nicht bezwingbar.

Beim SVS fehlt der „Leader“
SVS-Coach Janosik gab danach zu Protokoll, dass er „in den engen Momenten einen Leader vermisste“, einen auf dem Feld, der das Heft für alle in die Hand nahm, mitriss, aufstachelte. Den Schwaigern war anzusehen – auch an der Körpersprache vor allem im schlauchenden vierten Satz, in dem sie ständig einem Rückstand hinterher liefen –, dass sie von der Kompaktheit und der Kondition der TGR beeindruckt waren. „Wir mussten heute für jeden Punkt doppelt hart kämpfen“, zollte Janosik den Gästen Anerkennung, und auch Diagonalspieler Rosenow erkannte neidlos an: „Die waren ungeheuer stabil; und wir nur phasenweise.“ An durchgehender Konsequenz im SVS-Team mangelte es, am letzten Biss, am entscheidenden Quäntchen.

Mit anderen Worten: Die vierte Saisonniederlage der Mittelfranken (die dritte in eigener Halle) war nicht ohne Grund; Rüsselsheim beeindruckte durch ein Nie-Nachlassen. Die Positionen des Teams von Luis Emilio Ferradàs waren agil besetzt, die TG zum vierten Mal hintereinander für den SVS schlicht nicht „zu knacken“. Coach Janosik trotzig: „Spitzenreiter? Ich achte nie auf unsere Tabellenposition, wir spielen wie immer von Spiel zu Spiel. Und jetzt wischen wir uns den Mund ab und konzentrieren uns aufs nächste.“

Den Augenblick genossen
Für den SVS gilt es an diesem 13. Januar 2018 in Bescheidenheit zu bestätigen, ja, dass es mehr bedarf, „ganz oben“ zu bleiben, als durch Handstreich dorthin zu gelangen. Das Spitzenquartett der 2. Liga liegt im Niveau und Punktezahl derart dicht beieinander, dass sich das Statistikbild ohnehin rasch wieder ändert. Der „schöne Schein“ an der Tabellenspitze (einen Spieltag lang) muss in Wirklichkeit hart erkämpft werden, und das jedes Mal – oder, wie ließ Goethe einst seinen Faust einsichtig flehen gleichermaßen: „Zum Augenblicke möchte ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!“

Und damit solche Augenblicke auch ganz unpoetisch wiederkommen, möglichst bald in der sportlichen Realität, wollen die Schwaiger am 20. Januar am Bodensee unbedingt punkten, bevor es am 27. Januar in Eltmann und am 3. Februar daheim gegen Delitzsch wieder mächtig zur Sache geht. Weiterhin.