Träumen verhalf den Schwaigern nicht zum Ziel

(Schwaig). Ausgeträumt: Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig konnten den enorm starken Spitzenreiter TG Mainz-Gonsenheim an diesem 20. Oktober nicht bezwingen. Mit einem 2:3 (20:25, 25:16, 19:25, 25:16, 10:15) mussten die Gelbblauen in ihre zweite Saison- und in ihre zweite Heimniederlage einwilligen.

Es wäre zu schön gewesen: dem aktuellen Tabellenführer ein Beinchen zu stellen; die ganze Liga schaute nach Schwaig! Schließlich kamen die Rheinhessen mit ihrer sagenhaften Ausbeute von fünf 3:0-Siegen hintereinander in die Gelbe Halle – einen vom Zahlenwerk her stärkeren Kontrahenten hat es am Mittelbügweg nie gegeben. Rund 300 Zuschauer wollten sich das Spektakel folglich nicht entgehen lassen. Die Stimmung in der Hans-Simon-Halle war ausgelassen, prima, wenngleich gespannt: Würde das Duell sehr ungleich und sehr schnell enden? Oder hielten die Schwaiger Vizemeister – immerhin Tabellenvierte mit drei Siegen in Serie – dagegen? In der letzten Saison gewann der SVS schließlich zwei Mal 3:0 gegen die Turngemeinde.

Doch Durchgang Nummer eins offenbarte schnell und eindrücklich, warum die Gäste derweil auf dem Platz an der Oktobersonne stehen: Über 7:10, 14:14 und 16:20 zerdepperten die Mainzer sogleich mal zarte Schwaiger Auftaktträume. Ein hammerharter TGM-Block ließ den Gelbblauen nur selten ein Durchkommen; da stand eine energiegeladene, hoch motivierte und coole Truppe auf der Gegenseite. SVS-Coach Milan Maric bilanzierte später, sein Team habe „das Spiel im ersten Satz verloren“. Der SVS zwar wieder vollständig ausgestattet – mit den Diagonalangreifern „Mike“ Dzierwa und Tim Rosenow sowie Libero Tobias Prucker (zumindest auf der Bank) –, zeigte aber zu viele kleine Fehler und Unentschlossenheiten. Wer gegen die TGM zögert, schwimmt, zaudert, so die vorweggenommene Warnung, hat keine Chance.

Erst, als die Maric-Mannen sich im zweiten Satz kraftvoll und mutig ihrer selbst besannen, keimte vom großen Traum zumindest ein erster Spross: Die Gäste mussten, aus Sicht des SVS, über 9:5, 19:11 und (einem sagenhaften Spielzug zum) 20:14 erstmals in dieser Saison einem Satz hinterher trauern. Würden sie jetzt sogar richtig einknicken? Nach 22 Minuten hatten sich die Mittelfranken – nach feinen Aktionen von Kapitän Florian Tafelmayer, Christian Nowak und Perica Stanic, der später Silber-MVP wurde – durchgesetzt. Die jetzt immer stärkeren Gastgeber rochen „Lunte“; die Mainzer schienen nicht unschlagbar.

Undurchdringlicher Block
Genau diese Augenhöhe begleitete beide Teams im gesamten dritten Durchgang: Erst ab dem 14:19 und 15:21 knickten die Gelbblauen zum 19:25 ein. Die rheinhessische Blockmaschine raubte ihnen weiter den Nerv, da war keine Lücke, und die gnadenlose Abwehr der Gäste klaubte alles, was zu holen war. Wenn sie richtig aufdrehten, war ihrer Kunst – zumindest an diesem Abend, zumindest seit Beginn ihrer Saison unter Trainer Markus Pfahlert – kein Kraut gewachsen. Es stand 1:2.

Blieb nun die Frage, ob die Franken zumindest einen Tabellenpunkt würden retten können. Um es vorwegzunehmen: Ja, es gelang. Im vierten Satz konnte zwar erst wieder keine Mannschaft richtig davon ziehen, viele (Risiko-)Aufschlagfehler prägten auf beiden Seiten das Bild. Klasse Einsätze von Perica Stanic und mehrere brachiale Einerblöcke von Christian Starosczik hielten den SVS auch bei Laune – mehr noch, schien es doch, als würden Mainzer kurz aus ihrem Spielfluss gerissen: Beim Stand vom 7:8 nämlich landete ihr Tobias Brand unglücklich auf des Nachbarspielers Fuß. Der Mainzer Außenangreifer knickte im Sprunggelenk um, Bandage, aus, das Feld verlassend.

Infolge dieser minutenlangen Unterbrechung konnten sich die Gastgeber ein wenig sammeln, und kämpferisch nochmal steigern. Beim 11:9, 16:14 führten sie beeindruckend, beim 20- und 21:14 weiterhin. Der vierte Satz gelang mit großem Selbstvertrauen; die Belohnung mit dem fälligen Tiebreak war völlig gerechtfertigt.

Erster Tiebreak der Saison
Ein i-Tüpfelchen auf dem ohnehin hochklassigen Spiel war letztlich dieser fünfte Satz, etwas, was Schwaiger und Mainzer in dieser Saison erstmals durchmachten. Allerdings lagen die Gastgeber zügig mit 1:6 zurück; es kamen Tim Rosenow und Christian Schwabe aufs Feld, doch auch diese Einwechslungen halfen nicht. Vier Punkte in Folge holte die TGM allein mit ihrem wie zugemauerten Block; da war einmal mehr kein Durchkommen. Zwar reckten sich die Gelbblauen vom 5:11 bis zum 8:11 mit ihrerseits vier Punkten in Folge, Hoffnung kam nochmal auf – doch es wollte nicht genügen. 10:15 hieß es am bitteren Schluss, der Traum von der Überraschung war dahin. Von dreizehn daheim gespielten Sätzen verlor der SVS bis dato sieben.

Der Auswärtserfolg der Landeshauptstädter ging völlig in Ordnung, sie bleiben verdienter Spitzenreiter. 105 Minuten dauerte das längste Saisonduell des SVS, und ein wichtiger Punkt konnten gerettet sowie erstmals zwei Sätze den Gästen abgerungen werden. Weshalb sich Coach Maric am Schluss nicht unversöhnlich zeigte: „Hut ab, sie gehören zu den absoluten Top-Favoriten diesen Saison.“

Die Gelbblauen ihrerseits – derzeit weiter Tabellenvierter – haben nunmehr eine Pause bis zum 11. November, wenn ein sonntägliches Aufeinandertreffen (16 Uhr) bei den AlpenVolleys II in Unterhaching ansteht.