SV Schwaig Volleyball gewinnt ein unvergessliches „Enkelspiel“

(Schwaig). Wonne kommt von „Gewonnen“: Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig beendeten am Samstag die lange Siegesserie des Tabellenführers TSV Mimmenhausen. Die Tabellendritten siegten „unvergesslich gelb“ nach einem wahren Werbespiel für den Volleyball mit 3:2 in eigener Halle (25:27, 26:24, 15:25, 25:23, 15:10).

39 Jahre jung ist Christian Pampel, der Spielertrainer der Bodensee-Gäste, und was wohl vor allem er in Mimmenhausen binnen zweier, dreier Jahre initiierte, ist mehr als aller Ehren wert: Der Aufsteiger des vorletzten Jahres mauserte sich zum beeindruckenden Tabellenführer der aktuellen 2. Liga Süd −, und wollte in Schwaig natürlich seine Sondersiegesserie von zehn gewonnenen Spielen fortsetzen.

Die Hausherren am Mittelbügweg gingen in dieses Spitzenspiel eher mit gewissen Handicaps: Nicht nur, dass Sven Kellermann weiterhin verletzt ausfällt (dafür erneut Christian Starosczik dabei war), auch die Spielvorbereitung verlief, so Coach Milan Maric stirnrunzelnd, „diesmal eher nicht so optimal“. Doch allen Unkenrufen zum Trotz begegneten sich am 1. Februar zwei Teams in einem Wonne-Duell, das Hallensprecher Peter Anacker begeistert als eines ausrief, von „dem man später noch seinen Enkeln erzählen wird!“

TSV von Anfang an voll da
Dieses hochklassige „Enkelspiel“ begann mit mehreren Paukenschlägen, die dazu führten, dass die Schwaiger schnell mit 2:4 und 9:10 hinten lagen. Von Anfangsnervosität war bei den Gästen gar nichts zu spüren: Der TSV 1899 beeindruckte von Beginn an mit kompakter Geschlossenheit, einer Siegerkörpersprache und beharrlichem Auftreten. Erst beim 10:10 konnte sich der SVS aus der Umklammerung reißen, beim 14:13 erstmals in Führung gehen und das beim 18:16 sogar mit zwei Punkten. Doch die Mimmenhausener wären nicht die Spitzenreiter, hätten sie da nicht gegenhalten wollen: Zwar führte der SVS bald mit 21:18, doch das dramatische Ringen in der „Crunchtime“ führte über einen Satzball für den SVS beim 25:24 zum Ausgleich 25:25 und dem letztendlichen Satzverlust von doch noch 25:27. Die Gäste führten in der Gelben Halle mit 1:0, zum ersten Mal in dieser Saison hatten die Schwaiger daheim den Auftakt hergeben müssen.

Allerdings schon jetzt war es ein Aufeinandertreffen auf höchstem Niveau, und das sollte sich auch für die restliche Dauer nicht mehr ändern. Selten in den letzten Jahren, dass zwei Teams solch körpersprachlicher Wucht aufeinanderprallten, denn auch die Schwaiger trugen das Selbstvertrauen ihrer letzten drei Siege in Folge wie ein Banner vor sich. Ein ums andere Mal überwanden sie daher den starken Doppelblock des TSV; in Satz Nr zwei lagen sie bald 9:5 vorn, agierten sehr stark. Doch nicht nur jetzt, auch, als der SVS später mit 16:11 vorn lag, gaben die Mimmenhausener nie auf: So kämpfte sich das Pampel-geführte Team beim ersten Mal auf 9:9, beim zweiten Abschnitt auf 16:15 wieder heran. Dem SVS gelang es einfach nicht, den Sack zuzumachen, während sich der TSV mehrere Aufholchancen durch Aufschlagfehler selbst vermasselte.

Auch die Endphase des zweiten Durchganges lieferte den 271 Fans eine filmreife Dramatik: 24:21 lag der SVS bereits vorn, als die Gäste sich bis auf 24:24 heranschmetterten. Hätten die Mittelfranken diesen Satz ebenfalls abgegeben, das Spiel wäre mit 0:3 ausgegangen, da waren sich alle sicher. Doch mit tollen Szenen auch von Christian Staroszcik und ein ums andere Mal von „Mike“ Dzierwa gelang es des SVS endlich, aufopfernd den Satz auf die gelbblaue Seite zu ziehen.

Dritter Satz beinahe hergeschenkt
Was diese zweite Passage an Kraft gekostet hatte, war im dritten zu erkennen. Das berühmte „Schwaiger Schwächeln“ ließ den Gastgebern letztlich nicht mehr als 15 eigene Punkte übrig. In dieser Phase war einerseits die Luft beim SVS ein wenig „raus“ – andererseits zeigte Perica Stanic, warum er zum zweiten Mal hintereinander zum „Most Valuable Player“ gewählt wurde. Es riss die Fans von den Sitzen, wenn er den gelbblauen Ball in die TSV-Hälfte drosch. Nur, die Mimmenhausener ließen sich selbst davon nicht wirklich beeindrucken. Bis in die Fingerspitzen motiviert, durchweg „präsent“ und vom hundertfachen Nationalspieler Pampel ruhig dirigiert, zauberten die Gäste auf einem gnadenlosen Level. Satz Nr drei ging verdient an die Männer mit dem Drei-Sterne-Logo auf der Brust.

Doch die Schwaiger, die den dritten Satz ein wenig „hergegeben“ hatten, drehten zur Freude der Zuschauer im vorletzten wieder richtig auf. Um jeden Punkt wurde gerungen, teils in langen Ballwechseln; die Gegner schenkten sich gar nichts. Christian Schwabe donnerte seine altgewohnten „Granaten“ in die Gegnerhälfte (ob er sich die vom TÜV hatte absegnen lassen?), Staroszcik zeigte zwei grandiose Einer-Blocks und dieser Volleyball an diesem Abend alles, was das Fan-Herz begehrt: Dynamik, Athletik und spektakuläre Szenen, wie die Zahlenfolge von 7:4, 15:8, 15:13 und 18:14 bloß andeuten kann.

Beim Stand von 19:14 vermochten die Mimmenhausener erneut bis auf 19:18 heranzudrängen, gelenkt von Federico Cipollone, einem ehemaligen Erstliga-Zuspieler −, kurz, er steigerte sich immer mehr, dieser Kampf. Alle holten alles aus sich heraus, obwohl bald zwei Stunden in höchstem Tempo gespielt waren. Beim Stand von 24:22 vergab der SVS den ersten Satzball, der TSV kam auf 24:23 heran. Doch ausgerechnet „Star“ Christian Pampel versenkte den Aufschlag (was ihm natürlich keiner übel nahm). Statt des Ausgleichs dominierte der SVS mit 25:23 und holte den 2:2-Satzausgleich.

Das erste Mal in dieser SVS-Saison dauerten gleich drei Sätze eines Spieles länger als 23 Punkte einer Partei; schon das zeigt die Dramatik. Der fällige Tiebreak setzte dem natürlich noch die „Enkel“-Krone auf, denn die Gelbblauen gerieten beim 3:4 zunächst in Rückstand und kämpften sich über 9:6 und 13:8 unnachahmlich in Front. Sie verliehen sich selbst Flügel. Zwei richtig „dunkle“ Blocks von Christian Schwabe und zahlreiche Netzfinten von Dzierwa, ebenso wieder „Knaller“ von Kapitän Florian Tafelmayer und von Perica Stanic – er in blendender Form − kamen zusammen; letztlich so viele von diesen Momenten, dass der TSV nach 118 Minuten mit 2:3 einknicken musste.

Erlebnis für alle Beteiligten
Was für ein Sieg! „Wir waren dabei“, jubelte nicht nur Moderator Anacker −, die Halle am Mittelbügweg tobte ein lautes „Frankeschön!“ Aus dem 1:2-Rückstand war noch ein Triumph über den Tabellenführer geworden. Nach wie vor hat der TSV gegen die Franken nicht gewinnen können; für die Gäste bleibt der SV Schwaig, Zitat Pampel, „ein besonders schwerer Brocken“. Ohnedies war den Mimmenhausener „Gipfelstürmern“ anzusehen, dass sie gar nicht mehr wussten, was „verlieren“ heißt −, doch sie trugen´s mit Fassung und Fairness. Der großartige Tabasco-Clinch war schließlich ein Erlebnis nicht nur für die Sieger.

Fazit: Wie so oft wuchs der SVS an der Stärke des Gegners − , das Maric-Team gewann somit zwei hochverdiente Tabellenpunkte und sein viertes Spiel in Folge (sowie den zweiten von fünf Tiebreaks). Noch vier weitere Heimspiele stehen aus. Zum nächsten Duell geht’s am kommenden Samstag allerdings erstmal zum Tabellenneunten nach Mainz. Auch diese Reise werden die Mittelfranken wieder mit breiter Brust antreten, und mit Wonne.