Schwaiger Volleyballer luden zur zwiespältigen Ball-Nacht
(Schwaig). Die Volleyballer des SV Schwaig hatten am Samstagabend gegen den forschen VCO Kempfenhausen zum rauschenden Ball geladen: Zur Bewunderung des allgemeinen, blaugelben Spielgerätes vordergründig-fein – durchaus aber auch, welch Zwiespalt, zum Betrachten allerlei unterschiedlicher Nervenkostüme. Denn wie blank die liegen können, wurde angesichts der sechsten Niederlage in Folge offenkundig. Immerhin: Nach einem äußerst spannenden Duell musste sich der SVS „nur“ mit 2:3 geschlagen geben (24, -25, -20, 22, 12) und sackte einen Tabellenpunkt ein.
192 Zuschauer sahen um 21.30 Uhr eine Mannschaft, die sich individuell-zerknirscht in der weiten „Gelben Halle“ zerstreute, jeder in seiner eigenen Enttäuschung –, und einen Coach Anto Juric zunächst sprach- und ratlos auf der Trainerbank. Was sehr selten ist. Die Internats-Volleyballer ließen indes mit dem Ruf „Auswärtssieg“ ihrer Freude freien Lauf. Sie hatten den waidwunden Gastgebern nicht nur ein formidables Sich-Wehren entgegengesetzt, sondern einen 1:2-Rückstand in ein 3:2 gedreht.
Schon im ersten Satz wurde klar, es würde ein Kampf auf Biegen und Brechen werden –, die Schwaiger waren nach dem blutarmen Spiel am vergangenen Wochenende wie ausgewechselt: aktionsfreudig, motiviert und beseelt, um jeden Ball zu kämpfen. Es machte Spaß, ihnen zuzusehen.
Ohne Johann Holzer und Libero Johannes Salb angetreten, wehrten die Gelbblauen im ersten Durchgang nach 7:7, 9:14 und 18:20 denn auch drei Satzbälle ab, um erst beim vierten zum 24:26 zu scheitern. Sie lagen (zum dritten Mal bis dato) daheim mit 0:1 zurück. Aber noch war keinem das Lachen vergangen.
Denn aufgeben war wahrlich nicht: Die Nürnberger setzten sich in den folgenden zwei Sätzen fulminant vom VCO ab. Über 5:4, 17:11 und 21:16 im zweiten Durchgang, sowie über 0:2, 9:3, 14:9 und 23:18 im dritten Satz bewiesen die Mittelfranken, dass diese tolle 2:1-Führung verdient war. „Rund“ lief ihr Spiel zwar nicht in jeder Phase. Aber stets lagen sie mehrere Punkte voraus, was eine beinahe beruhigende Entspannung auf dem Feld hervorrief – und die Fans auf der Tribüne lautstark begeisterte. Es ging doch!
Es fehlte der Ruck im Team
Bloß, der Frust setzte mit dem nächsten Fünftel ein: Die Schwaiger konnten den Elan des gewonnenen dritten Satzes nicht mehr auf den Boden bringen; es fehlte unter den Sohlen und in den Köpfen der „Grip“. Die Zuschauer sahen eine sich verschlechternde Annahme und Abwehr; schnell lag ihre Heimmannschaft mit 6:8 und 11:14 hinten.
Zwar brachten mehrere Wechsel – alle zwölf Aktiven kamen zum Zuge – den SVS noch auf 21:22 spannend heran, und sie wehrten beim 22:24 rasant einen Satzball ab. Doch beim 22:25 war der befürchtete 2:2-Ausgleich hergestellt. Drei Sätze hintereinander scheinen die Mittelfranken derzeit nicht gewinnen zu können.
Und letztlich nicht genug: Die sehr jungen Kempfenhausener – ein richtig guter Internats-„Jahrgang“ – spielten weiter unbekümmert auf. Der für die Schwaiger nunmehr dritte (verlorene) Tiebreak in der Saison begann mit 0:2 hin zum 7:8. Und endete auch so: Die Gastgeber konnten in diesem Vabanque-Satz nicht ein Mal in Führung gehen und unterlagen über weitere 8:11 und 10:13 (nach einem abgewehrten Matchball) mit 12:15. Einen Punkt hatten sie erobert; aber allen erschien es nach 120 Minuten erneut wie „mit leeren Händen“. Das Quälen in den unteren Tabellenrängen geht weiter. Bis dato summierte der SVS daheim erst 2:10 Tabellenpunkte.
Die Verunsicherung nimmt zu
Zwar fing sich dann auch Trainer Juric schnell zu seinem gewohnten Optimismus fürs kommende Auswärtsspiel beim Tabellenletzten TSV Stuttgart. Und es war – immerhin – das bislang beste, wenngleich vierte verlorene Heimspiel der Saison. Jedoch wird klar, dass die SVSler ein immer verständlicheres Problem haben: Ihre Anspannung ist durch den Mangel an Erfolg so groß, dass schon der geringste Punktausgleich oder gar -rückstand die Jüngeren erst recht, aber auch manch Erfahrenen aus dem Konzept bringt.
Vor dem Duell am kommenden (Feiertags-)Freitag bleibt insofern viel Arbeit; es ist nichts verloren im Kampf gegen den Abstieg. Der Kampfgeist vom 26.Oktober stimmt jedenfalls zuversichtlich: Da mochten auf dem rauschenden Ball in der Hans-Simon-Halle durchaus und einmal mehr Nervenkostüme geflattert haben – zwei der fünf Tänze allerdings waren mitreißend, von der schönen Musik „2. Bundesliga“ begleitet. Und die ist noch mindestens 20 weitere Spiele zu hören.