Gegen Herrsching – eine Frage der Volleyball-Ehre
(Schwaig). Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig muss vor diesem Spiel gegen diesen Gegner niemand motivieren. Herrsching! Das sagt alles. Denn mit diesem Kontrahenten – der mit der Empfehlung von sieben Siegen, als Tabellenführer, hoher Favorit und Aufstiegsaspirant anreist – haben die Schwaiger am 23.November um 19.30 Uhr noch ein Hühnchen zu rupfen.
Wer sich in der Volleyballszenerie der 2.Bundesliga auskennt, weiß wie es war in der Dritten Liga: Mit der größten Auswärts-Fahrt der Abteilungsgeschichte begleiteten mehr als 50 Schwaiger Schlachtenbummler ihre Mannschaft am 9.März 2013 per Fan-Bus an den schönen Ammersee - zum
(scheinbaren) Endspiel um den Aufstieg in die 2.Liga. Nur der Sieger sollte das Vergnügen 2.Bundesliga erfahren.
Und traurig, vor rund 600 tosenden Zuschauern in der Nikolaushalle hatten die Mittelfranken keine Chance. Sie gingen beim selbsternannten „Geilsten Club der Welt“ (GCDW) mit 0:3 nach 87 Minuten unter – der Aufstieg schien verspielt.
Wenn, ja wenn nicht die Deutsche Volleyball-Liga ein schmuckes Hintertürchen offen gehalten hätten: Der SVS wurde Nachrücker für aufstiegs-unwillige Vereine und darf heute dank der verdienten Vizemeisterschaft (ohne
Heimniederlage) ebenfalls ein Häuschen höher spielen.
Auch im März 2013 war es also schon das Spiel des Jahres. Und es wiederholt sich, mit anderen Vorzeichen, acht Monate später.
Völlig unterschiedliche Voraussetzungen
Am Samstag in der Hans-Simon-Halle treffen demnach formal zwei Aufsteiger aufeinander. Die allerdings unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier die bodenständigen Nürnberger auf Rang zehn – mit einem 30.000-Euro-Etat Spitz auf Knopf genäht, an der unteren Geld-Grenze der Liga; erst (oder bereits) zwei Mal siegreich.
Und dort die ambitionierten Gäste von ganz Oben: Gepolstert, aus einer der sponsorenstärksten Regionen Deutschlands und mit den Top-Spielern Sebastian Prüsener, Roy Friedrich, Patrick Steffen, Moritz Pfletschinger und Johannes Kessler verstärkt. Daher nicht von ungefähr Tabellenprimus einer Liga, die Jahre nicht mehr solch ein Überraschungsteam – das insofern eigentlich keines ist – gesehen hat.
David gegen Goliath
Schon im Pokal war das zu beobachten, als die oberbayerischen Gäste den SVS im direkten Aufeinandertreffen 3:0 aus der Schwaiger Halle und dem Wettbewerb warfen (wenngleich sie derweil selbst dem Erstligisten VSG Coburg im Achtelfinale unterlagen). David gegen Goliath war das.
Trotzdem scheint es lange her zu sein, dieses frustrierende Pokal-Spiel im
Oktober: Denn auch die Mittelfranken waren seitdem nicht untätig, konnten sich weiter auf wichtigen Positionen verstärken – und feierten am vergangenen Wochenende den zweiten Sieg und zehnten Tabellenpunkt.
Vor allem die Tatsache, dass sie in Dachau zum ersten Mal in der Saison einen Satzrückstand umdrehen konnten, hat ihnen den Spaß an ihrem Sport zurückgegeben. Selbstvertrauen und Mut.
Dem Favoriten ein Beinchen stellen?
Darüber hinaus: Ende November 2012 in "Gelben Halle" gelang ein 3:1 gegen Herrsching. Daheim, nach über zwei Stunden vor drittliga-rekordverdächtigen 220 Zuschauern. An diesen Sensationserfolg würden die Gastgeber gerne anknüpfen; sie haben nichts zu verlieren. Denn selbstverständlich ist es eben immer noch nicht, dass die Gelbblauen unter Trainer Anto Juric dem TSV mit breiter Brust entgegentreten, in ihrem zehnten Saisonspiel.
Die Fans? Dürfen in jedem Fall einen Knaller-Zweikampf erwarten, in dem es um doppelte SVS-Revanche geht (Aufstiegsspiel- und Pokalniederlage). Darum, dem GCDW vielleicht erneut ein Beinchen zu stellen -, darum, zu zeigen, dass auch bei unterschiedlichen Voraussetzungen die einen ebenso gut Volleyball spielen können wie die anderen. Und darum, endlich den ersten Heimsieg in dieser Saison landen zu können.
Indes muss nicht zum neuerlichen Mal betont werden, wer in diesem immer frischen, sportlichen Zwist der Favorit ist. Herrschings Trainer Max Hauser wird mit dieser Bürde jedenfalls gut leben können. Auch am Vorabend schon, denn bereits am Freitag muss Herrsching daheim gegen den VCO Kempfenhausen ran.