SVS: Dachau wurde erst in der „Nachspielzeit“ bezwungen
(Schwaig). Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig dürfen den Sekt fast schon kaltstellen. Trainer Anto Juric bezifferte die Wahrscheinlichkeit, den Klassenerhalt geschafft zu haben, „jetzt auf 95%“. Der Grund: Der Aufsteiger SVS gewann gegen den ASV Dachau mit 3:2 (25:19, 27:25, 23:25, 14:25, 15:10) und holte zwei weitere Tabellenpunkte. Es war der dritte Heimsieg in Folge und das erste Mal, dass die Mittelfranken in dieser Saison ein Fünf-Satz-Spiel gewannen. Gleichwohl wird das Duell gegen den favorisierten Tabellenfünften, besonders der dritte Satz, als kurios gelten müssen. Und als spannend nach(!) diesem.
Die Tabellensituation vorm Spiel ist auch die alte: Die Dachauer rangieren auf Rang fünf, die Schwaiger einen Platz dahinter. Für den ASV ging es in der Hans-Simon-Halle – zuweilen spürbar – um „nichts“ mehr; für die Nürnberger muss(te) jeder Punkt her, der die Klasse zweithöchste Liga erhalten hilft.
SVS legte los wie die Feuerwehr
Die Einschränkung an diesem 8.März, dass Alexander Brochier (Nackenzerrung) und Romulus Bentia (Bänderriss an der rechten Hand) fehlten, war den Gastgebern vor rund 190 Zuschauern nicht anzumerken: Binnen einer dreiviertel Stunde lagen die Dachauer bereits mit 0:2 zurück. Ein Spielstand, der wohl nicht nur die Angereisten überraschte – Staunen; der ASV schien zwei Sätze lang nicht in der Gelben Halle angekommen.
Ein Manko indes prägte – trotz der Führung der Mittelfranken – das gesamte 22.Saisonspiel: viele Eigenfehler und die Unzahl vergebener Aufschläge auf beiden Seiten (bewusstes Risiko hin oder her). Das Netz hatte magnetische Anziehung; in dieser Disziplin hätten die Teams in Sotschi mindestens Silber geholt.
Nun, es hätte dennoch ein kurzer und kurzweiliger Volleyballabend werden können, wenn, ja wenn der SVS nicht der SVS wäre: Schon Ende des zweiten Durchgangs deutete sich beim 25:24, 25:25 und 26:24 an, dass der ASV sich keinesfalls aus der Halle treiben lassen wollte. Die Gastgeber quälten sich zunehmend, benötigten vier Satzbälle, um die zweite Passage für sich zu entscheiden – immerhin war´s dann die erste 2:0-Führung in eigener Halle in der Saison.
Kurioser dritter Satz, Ausgleich
Die Fortsetzung Nummer drei indes litt – auch für die kopfschüttelnden Zuschauer – gesteigert unter den immer wieder eingenetzten Aufschlägen; die Schwaiger brachten es auf sechs dieser Art; um den Stand von 3:5 herum waren es gleich drei hintereinander. Und dann setzte – auch eine Folge dessen – einer der hartnäckigsten Durchgänge ein, die in Schwaig bis dato zu sehen waren; die beredten Zwischenstände müssen zitiert werden: 4:8 (aus SVS-Sicht), dann 11:11, 12:12, 14:14, 15:15; 16:16, 17:17, 18:18, 19:19, 21:21, 22:22, 23:23. Und letztlich: 23:25.
Der ASV Dachau konnte nach diesem zähen 25-Minuten-Ritt auf Augenhöhe eine deutliche Schlappe abwenden, und nach weiteren 22 Minuten verdient auch den vierten Satz für sich entscheiden (der wurde eingeleitet von einer Roten Karte gegen Milos Antonic wegen Meckerns). Die Gäste wurden immer stärker; bei ihnen klappte alles, bei den Gelbblauen fast nichts mehr. Ausgleich.
Wieder in den Tiebreak
Nach einer 2:0-Führung mussten die Gelbblauen also in den Tiebreak einwilligen –, das Spiel hatte, trotz des besonders auffälligen Einsatzes von Johannes Salb, Jannis Späth, Frank Meyer und Christian Schwabe, den spannenden Verlauf genommen, der vorab erwartet worden war. Hatten sie den ASV plötzlich zu leicht genommen?
Immerhin, im fünften Fünftel – quasi der Nachspielzeit - war der Volleyballgott wieder auf Seiten der Schwaiger. Über 4:1, 9:5 und 13:8 hielten sie den ASV immer auf Distanz, sehr konzentriert; nach insgesamt 108 Minuten war das wichtige Spiel verdient mit 15:10 entschieden. Indes, eines mit fünf Sätzen endet nunmal 3:2. Die bahnbrechende Weisheit soll für diesen Abend rückblickend heißen: spannend war´s , aber „schön“ ist anders.
Egal. Der Jubel in der Halle entsprechend erleichtert und lautstark, Coach Juric glücklich ob „mannschaftlichen Geschlossenheit“, seine dreizehn Männer zufrieden, wenn auch nicht jeder mit der eigenen Leistung: Immerhin zwei Punkte, und der ASV war – wie im Hinspiel 3:0 – zum zweiten Mal bezwungen. Klasse. Mit solch entspannenden Punktekonto im Rücken können die Mittelfranken nun ein ganz heißes Eisen anpacken: Am kommenden Samstag geht´s zum äußerst brisanten Duell zum TSV Herrsching an den Ammersee (Tabellenzweiter, Mitaufsteiger, Aufstiegsaspirant). Dort werden die Schwaiger wahrscheinlich nichts an Punkten zu erwarten haben – aber gegen Herrsching geht es vor allem um eines: die Ehre.