SVS konsterniert wegen grandioser Niederlage
(Herrsching/Schwaig). Fast wäre es der fulminanteste Sieg der gesamten SVS-Saison geworden. Doch nach einer 2:0-Führung knickten die starken Volleyballer des SV Schwaig beim TSV Herrsching ein und unterlagen mit 2:3 (19:25, 21:25, 25:17, 25:20, 15:11). Was aber deutlich mehr zählt: Damit wurde aus der Höhle des Löwen ein weiterer, unerwarteter Tabellenpunkt entführt. Und der Tabellenzweite war hart am Rande seiner dritten Heimniederlage; der Glanz des SVS war, rückblickend, das Gloria des TSV.
Fußball. Ziemlich oft müssen selbst gestandene TV-Moderatoren zugeben: „Das war 90 Minuten Langweile.“ Dem Volleyballer folgt daraus die Gewissheit, dass sein rasanter Sport am 2,43 Meter hohen Netz nicht gemeint sein kann –, denn was soll das für ein Sport sein, in dem eineinhalb Stunden lang nichts passiert? Vor allem angesichts solch spannender Aufeinandertreffen wie dem der beiden Aufsteiger in die 2.Liga: Herrsching gegen Schwaig! Tabellenzweiter gegen den -siebten.
Aber Goliath gegen David? Das hieß schon im November 2013 alles andere als Wattebäuschenwerfen; das hieß im Hinspiel ein 3:1 für den SV Schwaig in 95 Minuten; das bedeutete für den gestrigen Samstag ein Duell um Revanche, Ehre, Ansehen. Es bedeutete vor fairem Hintergrund eine besonders große Herzschlagrivalität –, nicht zuletzt seit dem erinnernswerten 9.März 2013 am Ammersee, als die Mittelfranken, damals mit 0:3, den Aufstieg in die 2.Liga vermeintlich verspielten (obwohl es dann später ja doch klappte).
Ein Duell ums Prestige
Also auch diesmal: Über 500 lärmende Zuschauer bildeten in der Nikolaushalle eine tolle Kulisse, doch diesen stand zwei Sätze lang – eine Dreiviertelstunde – das Staunen und Entsetzen in den Augen: Die Gelbblauen aus Nürnberg erdreisteten sich, nach exakt 45 Minuten überlegen zu führen; die Gäste begannen bärenstark, lieferten dem Heimfavoriten einen grandiosen Fight. 2:0 in fremder Halle, wäre hätte das gedacht!
Doch die Schwaiger entpuppen sich einmal mehr als „Wundertüte“ der Liga: Der dritte Durchgang eines Volleyballspieles ist ziemlich oft dramatischer Wendepunkt –, doch die Mittelfranken könnten in dieser Saison sicherlich ein Handbuch über „die Psychologie des dritten Satzes“ herausgeben. Heißt: Sie knickten in diesem ein. Erneut. Wieder einmal.
„Schwaiger Schwächeln“
Dieses berühmte „Schwaiger Schwächeln“ kam in dieser Spielzeit auswärts erst ein Mal in so krasser Form zum Tragen: Am 28.September verlor der SVS nach einer 2:0-Führung in Durmersheim. Dass eine bittere Wiederholung ausgerechnet in Herrsching geschehen könnte, wollte nach dem 17:25 noch keiner der elf Spieler (Romulus Bentia und Alexander Brochier waren verletzt nicht dabei) wirklich unken. Alle hofften noch.
Doch auch Satz Nummer vier (wie zuletzt daheim gegen den ASV Dachau) wurde vertändelt; es schien, als sei bei den Nürnbergern der Stecker gezogen worden. Viel lief nicht mehr zusammen; die Einschläge im Schwaiger Quadrat häuften sich. Der TSV, aus der Schockstarre gelöst, wusste das Schwächeln gnadenlos auszunutzen; das Kuscheln hatte ein Ende. Und dieses kam dann tatsächlich nach 108 Minuten reiner Spielzeit.
Nein, die Schwaiger konnten die Führung nicht durchbringen, sie unterlagen im Tiebreak mit 11:15. Die Halle stand Kopf; die Gelbblauen standen konsterniert auf dem Feld, konnten es nicht fassen. Und dennoch, dieses Scheitern ist nahezu als grandios zu bezeichnen: Denn die positive Ironie sagt, dass der unerwartet gewonnene Punkt beim Aufstiegsaspiranten Herrsching zu 98% den SVS-Klassenerhalt bedeutet. Bei einem bisherigen 3:2-SVS-Sieg war es im 23.Saisonspiel die siebte 2:3-Niederlage; die insgesamt siebte des SVS auswärts, und von diesen aktuell die dritte hintereinander. Doch wirklich verzweifeln wollte bei den Nürnbergern keiner: Sie haben dem SVS beim großen Rivalen alle Ehre gemacht; der Klassenerhalt ist mit breiter Brust so gut wie geschafft. Insofern gehen die Mittelfranken auch das kommende Heimspiel am 22.März daheim gegen den TSV Grafing gelassen an.