SVS-Volleyballer – genetisch festgelegte, soziale Ader
(Schwaig). Das war unfreiwillige Werbung für den Volleyballsport! In einem abwechslungsreichen, dramatischen Heimspiel bezwangen die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig – vor der diesjährigen Rekordkulisse von rund 230 Zuschauern – den Tabellennachbarn TSV Grafing knapp mit 3:2. Und das, nachdem sie einmal mehr 2:0 geführt hatten (25:23, 28:26, 22:25, 20:25, 15:13). Es war der zehnte Sieg, der fünfte daheim, davon der vierte in Serie.
Mit der – verschüttetes Schulwissen – Desoxyribonukleinsäure (DNA) ist das so eine Sache. Ihre vier chemischen Bausteine A, T, G und C bestimmen den Körper, das Handeln und Sosein, wie wir sind. Bei den Volleyballern des SV Schwaig heißen sie in dieser Saison, Stand heute: D, D, H, G. Durmersheim, Dachau, Herrsching, Grafing.
Vier Mal nämlich haben die mutigen Mittelfranken eine 2:0-Führung bis zum Äußersten strapaziert, in dieser zeitlichen Abfolge. Zwei Mal – gegen Durmersheim und Herrsching – ging´s schief; zwei Mal, zuvor gegen Dachau und am Samstag gegen Grafing, folgte ein glückliches Ende. Diese Gen-Struktur hat sich bei den Gelbblauen offenbar eingelagert; wer es positiv ausdrücken will, ruft „Drama, baby!“ und weiß: Sie äußert sich nicht nur einer spannungsfördernden, sondern auch angenehmen sozialen Ader. Denn wer will schon 3:0 gewinnen, wenn er es könnte!
Ein Spiel auf Augenhöhe
Dachten sich die lärmenden Fans in der Hans-Simon-Halle, die binnen einer Netto-Spielzeit von 105 Minuten ansehen mussten, durften und wollten, wie ihr leicht dezimiertes Team (Johannes Salb, Alexander Brochier und Romulus Benita fehlten) alle Höhen und Tiefen dieser Sportart durchmachen mussten, durften – und wollten?
Schließlich ging schon der Start – des Dramas Anfang – beinahe schief: Über 1:5, 4:10 und 19:20 lagen die Aufsteiger in der Gelben Halle gegen den Tabellensiebten zurück, bis endlich beim 20:20 die (psychologische) Wende gelang. Nach 23 Minuten konnten die SVSler den ersten Satz umdrehen. Von Beginn an diesmal dabei: Zuspieler Dominik Egerer, der loslegte wie die Feuerwehr. Auch im zweiten Durchgang stand er auf dem Geviert, dirigierte sein kampfeslustiges Team über 4:4, 11:10 und 18:15 (als auch Niels Temmel ins Geschehen eingriff) durch das Getümmel. Zwar lag die Mannschaft von Anto Juric noch einmal 22:23 und 23:24 hinten – doch der Satzgewinn gelang ihnen (nach einer umstrittenen Schiri-Entscheidung) beim 28:26. Zum zweiten Mal hintereinander führten die Nürnberger daheim mit 2:0.
Und wieder der Knick im dritten Satz
Dass sie dann – über das viel zitierte „Schwaiger Schwächeln“ und die neu entdeckte Gen-Struktur DDHG hier kein Wort mehr – den dritten Satz abgaben, war seine Schuld nicht: An diesem 22.März prägte Außenangreifer Yannick Klement immer wieder die Szenerie. Er hämmerte mit Urgewalt die Bälle übers Netz; empfahl sich – wie auch Libero Tobi Prucker und Mittelblocker Janis Späth – für weitere Aufgaben. Gleichwohl: Dass die Gastgeber über 5:6, 11:11, 17:22 und letztlich 21:24 einknickten, konnte weder deren Einsatz noch der des eingewechselten Zuspielers Milos Antonic verhindern. Warum hätte der Tabellenachte auch 3:0 gewinnen sollen? Das Spiel wurde zu dem, was zuvor von ihm erwartet worden war.
Daher, noch mehr Drama: Im vierten Fünftel gelang es den Nürnbergern kein Mal, die Führung zu übernehmen. Über 3:7, 13:17 und 19:24 rangen sie vergebens; die Wende wollte nicht gelingen. Zum neunten Mal musste der Tiebreak entscheiden (sieben davon hatten die Schwaiger bislang verloren).
Doch wie schon gegen Dachau, immerhin, ließen sie sich jetzt die Butter nicht mehr vom Brot nehmen; die Revanche für die 2:3-Hinspielniederlage gelang nervenstark: Vor einer brodelnden Kulisse wurde der TSV – der zunehmend heftiger mit den Schiedsrichter-Entscheidungen haderte – niedergerungen. Auf Augenhöhe. Dass der Tiebreak über 6:3, 12:9 und 13:11 denkbar knapp mit 15:13 für den SVS endete, zeigt die Dramatik des schönen Volleyballabends. Auch, dass es eine rote und eine gelbe Karte für den TSV bzw. eine gelbe für den SVS gab, beweist: Hier haben sich die Mittelfeld-Teams – gleichwohl es für beide um nichts mehr ging – nichts geschenkt. Für die Fans (darunter diesmal auch der Schwaiger Handels- und Gewerbekreis samt Bürgermeisterin Ruth Thurner) war es ein zweistündiger Genuss; den Klassenerhalt hatte Aufsteiger SVS bereits vor den zwei weiteren Punkten aus diesem Duell sicher. Nun folgen die letzten Saisonspiele: am 5.April in Fellbach und das Schluss-Heimspiel gegen Delitzsch am 12.April.
Und im Herbst 2014 beginnt dann die in der Vereinsgeschichte insgesamt zehnte Saison in der 2.Bundesliga (gerne) von vorn: „Nie mehr 3.Liga!“ skandierten die DDHG-ler in ihrer Sieges-Schluss-Choreographie. Die war etwas, was alle Applaudierenden gerne gesehen haben mussten, wollten und durften.