Schwaiger Volleyballer überzeugen vor Rekordkulisse
(Schwaig). 649 Tage mussten die Volleyballer des SV Schwaig warten: Ein 3:0 gegen einen Tabellenhöheren gibt´s selten, nicht vor einer Rekordkulisse, und einen so verdienten Paukenschlag (25:16, 25:19, 25:15) allemal nicht. Zuletzt gab es einen Dreisatzsieg gegen einen Favoriten am 17. Januar 2015 – damals siegte der SVS beim Spitzenreiter in Stuttgart. An diesem Samstag 2016/17 aber hatte der Tabellenzweite TGM Mainz-Gonsenheim keine Chance im Spitzenspiel beim Vierten. Es wurde nicht nur der vierte SVS-Erfolg in Serie, sondern „großes Heimkino“ in der Gelben Halle.
Unterm Motto „verspätet angefangen, dafür früher beendet“, legten die Gastgeber – weiterhin zu Hause unbesiegt – vom Start weg los wie die Feuerwehr. Dabei hatten sich die Zuschauer gedulden müssen, denn die 1. Damen-Mannschaft bewältigte vor ihren männlichen Kollegen ihre Landesliga-Spiele auf eben demselben Feld – mit zwei Fünf-Satz-Duellen. Was schön war, doch dauerte, denn beide endeten mit einem Sieg für die SVS-Damen.
Mit einer halben Stunde Aufwärm-Verspätung ging´s dann auch für die Zweitliga-Herren los, endete aber bereits überraschende 64 Minuten später: Dieses bislang kürzeste Match der SVS-Saison sahen 420 Zuschauer, Rekordkulisse in Schwaig!
Und was hatten die nicht alles zu bejubeln. Sie konnten sich kaum verwundert die Augen reiben, als nach 20 Minuten der erste Durchgang schon passé war: im übrigen erstmals gekleidet im Dreistreifen-Trikot des neuen Ausrüsters, fegten die Gelbblauen die Gäste über 3:2, 10:6 und 20:12 förmlich vom Parkett. Florian Tafelmayer schwebte in luftigen Netzhöhen, die trotzige SVS-Abwehr stand wie eine Eins, und Neuzugang Mariusz Wacek mittelblockte mit einer Konsequenz, dass die Turngemeindler ratlos die Hände rangen. Das ganze Schwaiger Ensemble – bis auf „Peky“ Stanic, der sich im Training eine langwierige Bänderdehnung zugezogen hat –, war wie auf den Punkt gegart, und fit: Jeder Ball umkämpft, die Fans hingerissen, das Team ein Team, der erste Satz im Sack.
Nummer zwei ließ abwägen, dass die Mainzer aus ihrer sicherlich untypischen Zögerlichkeit erwachen würden und in der Halle am Mittelbügweg „in die Gänge“ kämen – doch selbst die „Halbstarre“ löste sich nur halb. Weitere 23 Minuten später hatten die Tabellenzweiten zwar ein 5:5, 9:9 und angenähertes 16:13 erkämpft, bei einer veritablen Leistungssteigerung. Doch gegen diese mittelfränkische Mauer, einen Mal um Mal brachial einschlagenden „Lückensucher“ Michal „Mike“ Dzierwa sowie gegen den „Ball-Pflücker vom Dienst“, Libero Tobias Prucker, war kein Kraut gewachsen.
Drei Schwaiger Trainer in der Halle
Nach der 2:0-Führung sonnten sich die jubelnden Rekord-Zuschauer in Glückseligkeit; die Körpersprache und Mimik ihrer „Truppe“ stimmten zuversichtlich. Sollte da noch etwas anbrennen?
Rückblickend würde man ohnehin schmunzeln, denn wie sollte ein Match angesichts solch geballter Trainerfülle schiefgehen: In der Halle waren derer zwei zuständig, eigentlich einer (Jozef Janosik) –, doch auch Ex-Coach Michael Raddatz saß als „Co“ auf der Schwaiger Bank. Und auf einer höheren, im Publikum oben auf der Tribüne, noch ein Ex-Übungsleiter: Milan Maric. Auch auf deren drei Gesichtern ein stolzes Lächeln, kurz: In Passage Nummer drei dämpfte kein berüchtigtes „Schwaiger Schwächeln“ den weiteren Verlauf, obwohl die Mittelfranken beim 3:4 zum überhaupt ersten Mal in diesem Duell zurücklagen.
Doch sie legten – klasse einmal mehr auch Yannick Klement und Janis Späth – noch eine taktische und spielerische Schippe drauf. 2:2 hieß es, später 10:6 und 14:10, bevor die Turngemeinde zumindest noch einmal auf 14:13 herankommen konnte. Das war´s jedoch. Bezeichnend: Die beiden letzten gelbblauen Punkte ergatterte Dzierwa mit zwei Aufschlag-Assen.
Dritter Heimsieg hintereinander
Möglicherweise waren sie in ihrer bisherigen Saison auf noch keinen so starken Gegner gestoßen –, an diesem Abend jedoch hatten die Gäste keine Chance. Der SVS ließ nichts zu, gab auf alles eine Antwort. Dominierte. Der neue Zuspieler, Laurentiu Vinatoru, trug seinen souveränen Teil dazu bei und wurde letztlich mit der MVP-Goldmedaille des Abends ausgezeichnet.
Für die Gelbblauen war´s der erste 3:0-Sieg der Saison, und der insgesamt dritte daheim in Serie. Verdient vorgerückt sind sie auf Rang zwei der Tabelle mit jetzt 14 Punkten (davon höchstmögliche neun aus drei Heimspielen). Fortan werden die Franken – noch stärker als bislang – mit der Favoritenrolle zurechtkommen müssen, doch die gilt es auch auszunutzen: Am 5. November in Leipzig ist die nächste Gelegenheit, damit ein über beide Backen strahlender Coach Janosik seine Männer bejubeln kann.