Schwaiger Volleyballer sind Vizemeister der 2. Liga
(Schwaig). Sie hätten 2016/17 gerne mit einem Heimsieg beendet, doch egal: Die Volleyballer des SV Schwaig mussten im letzten Saisonspiel noch einmal über die volle Distanz und unterlagen dem TV/DJK Hammelburg mit 2:3 (18:25, 19:25, 25:12, 25:22, 12:15). Damit erlitten sie zwar die (erst) zweite Heim-, die dritte Tiebreak- und die siebte Niederlage insgesamt –, doch der Meilenstein bleibt: Der SV Schwaig ist zum ersten Mal in der 50-jährigen Vereinsgeschichte Vizemeister der 2. Bundesliga Süd.
441 Fans – darunter viele aus Hammelburg – wollten ein letztes Mal in der, ohnehin von überdurchschnittlich vielen Heimzuschauern gesegneten SVS-Saison das Fernduell der Mittelfranken gegen einen Konkurrenten miterleben. Die TGM Mainz-Gonsenheim rang nämlich, 260 Kilometer entfernt in eigener Halle, gegen den TSV Grafing ebenfalls um den zweiten Platz (hinter Meister Eltmann). Vorab allerdings lagen die Mainzer mit drei Punkten zurück auf Rang drei – ein Zähler würde dem SVS also genügen, den verdienten Vize-Sonnenplatz zu verteidigen.
Ersten zwei Sätze ohne Elan
Doch die Schwaiger taten sich ungemein schwer, wie die Anfangssätze bewiesen: Im ersten Durchgang lag ein etwas flügellahmer SVS mit 6:8, 10:16 und 13:19 klar hinten, im zweiten beim 6:1 klar vorn – doch dann lief über 9:10, 16:21 und 20:23 außer Kampf nicht viel zusammen. Die Gäste entpuppten sich als äußerst schwer zu knackende, coole Truppe, gegen deren glänzende Blockarbeit und heftige Aufschläge kein Kraut gewachsen schien. Der SVS selbst war an diesem Abend einfach nicht giftig genug. Es war das sechste Mal, dass die Schwaiger mit 0:2 hinten lagen.
Erst im dritten und vierten Satz lockerten die Gastgeber endlich ihre Handbremsen; zu einem Zeitpunkt, an dem die Heimfans fast schon mit einer richtigen Klatsche gegen den Tabellensiebten rechneten. Der TVH knickte in der dritten Passage über 0:6, 4:16 und 10:23 regelrecht ein und bescherte den Gelbblauen den kürzesten Passus ihrer Saison: Das 25:12 war bezeichnenderweise ein glücklicher Netzroller vom 15-jährigen Nachwuchstalent Jan Kolakowski, der extra für diesen Satzball-Aufschlag von Jozef Janosik eingewechselt worden war.
Grafing führte in Mainz entscheidend
Der gelungene dritte Abschnitt wurde zugleich der Grundstein für den dramatischen vierten. Eines allerdings war nur wenigen Smartphone-Beobachtern in der Halle am Mittelbügweg klar (und wurde von Hallensprecher Peter Anacker noch bewusst verschwiegen): Beim Stand von 1:2 in Schwaig führten die abstiegsbedrohten Grafinger in Mainz mit 2:0. Die Mainzer hätten also selbst mit einer 3:2-Wende nur noch zwei Tabellenpunkte ergattern können; in jedem Fall einen zu wenig, um die Schwaiger noch von Platz zwei zu verdrängen (selbst dann, wenn diese 1:3, also ohne Punkte verloren hätten). Damit war der SVS zum ersten Mal Vizemeister!
Im vierten Durchgang drehten die Mittelfranken richtig auf. Es folgten die besten Szenen u.a. von Tim Rosenow, Frank Meyer, Mariusz Wacek, dem wieselflinken Libero Tobias Prucker und von Christian Schwabe, der am Schluss zum „Most Valuable Player“ gekürt wurde. Über 11:9, 17:15 und 23:21 rangen die Gelbblauen die wuseligen Gäste regelrecht nieder, mühsam; die Fans indes tobten, der Tiebreak war wider Erwarten doch erreicht.
Bislang standen in dieser Saison drei gewonnene zwei verlorene Tiebreaks gegenüber –, der SVS führte am diesem 22. April 2017 allerdings nur ein Mal mit 4:3. Insgesamt lagen die Mannen von Coach Janosik letztlich aber 6:7, 10:9 hinten und konnten sich über 10:12 und 12:14 auch nicht mehr aus der Niederlage winden. Dass bei allen alle Leidenschaften im Spiel waren, zeigte auch die Gelbe Karte für Mittelblocker Frank Meyer, der diese ausgerechnet für „zu offenkundige Jubelgesten gegen den Gegner“ erhielt.
Sei´s drum, nach 103 Minuten waren das dramatische Spektakel beendet, die Zuschauer des 24. Spieltages voll auf ihre Kosten gekommen und der Vizetitel gebührend bekannt gegeben: Mainz hat zwischenzeitlich 0:3 gegen Grafing verloren; in der Tabelle endet der SVS mit 51 Punkten vier deutliche Punkte vor der TGM.
Unglaubliche Saison für Schwaig
Der nach 17 Siegen und nur sieben Niederlagen verdiente Vizerang war selbstverständlich auch ein Verdienst des SVS-Trainers Janosik –, auch wenn der am Samstag eher wegen der Niederlage geknickt war, als vom Tabellenrang begeistert. Um ein Jahr verlängert er ja mittlerweile seinen Vertrag in Schwaig. Und es wird auch er auf eine nie gewesene Saison zurückblicken, in der mehrere „unvergesslich gelbe“ Rekorde gebrochen wurden. Darunter eine Serie, die am 20. Februar 2016 begann und bis zum 25. März 2017 anhielt: saisonübergreifend elf Siege in der Gelben Halle hintereinander; einer davon das 3:0 über Eltmann am 7. Januar vor – ebenfalls Rekord – 710 Zuschauern. Und nicht nur das: Die Damen-2-Mannschaft des SVS steigt nach ihrer Meisterschaft in die Bezirksliga auf, die Herren 3 in die Landesliga, und nicht zuletzt wurden die männliche U18-Jugend Nordbayerischer sowie die SVS-Senioren Ü41 Bayerischer Meister.
In allem Jubeltrubel des Hammelburg-Spiels wurden die Teams von Abteilungsleiter Hans-Peter Ehrbar geehrt, und die 1. Herren-Mannschaft erhielt für ihren Triumph vom SVS-Gesamtvorsitzenden, Bernd Hufnagel, einen Geldumschlag für eine sicherlich bewegende Teamfeier. Zu guter Letzt wies Ehrbar noch auf die öffentliche 50-Jahrfeier am 8. Juli auf dem Vereinsgelände hin, zu der alle Schwaiger Fans eingeladen sind. Zu feiern gibt es genug; da ist auch die 2:3-Niederlage vom Samstag herzlich zu verschmerzen.