Der harte Brocken wurde immer härter
(Schwaig). An diesem Brocken hätten sich die Volleyballer des SV Schwaig fast verschluckt. Das Nachholspiel gegen den FT 1844 Freiburg gewannen die Mittelfranken nach einem fulminanten Match äußerst knapp mit 3:2 (25:22, 25:18, 22:25, 23:25, 16:14). Mit 2:0 führte der SVS bereits, als die Gäste in anhaltenden Kraftakten geruhten aufzuholen.
Wenn eine 2:0-Führung über die wahren Verhältnisse zu täuschen vermag, dann wurde das an diesem 3. April am Mittelbügweg deutlich: Die letzten beiden Male, in denen der SVS einen solchen Vorsprung nur ächzend über die Ziellinie hatte retten können, geschahen 2014 gegen Dachau und Grafing. Dass die Franken sich am Ostersamstagabend – einem kompletten Corona-Nachholspieltag der Liga − dasselbe leisteten, kam allerdings den Zuschauern am Internetbildschirm und jener Handvoll in der Gelben Halle mit purer Spannung entgegen: 98 Minuten lang beharkten sich zwei ebenbürtige Teams bis zum letzten Schweißtropfen.
Ohne den privat verhinderten Perica Stanic waren die Schwaiger im ersten Satz über 5:4, 14:9 und 20:18 leicht im Vorteil, obwohl sich einige Schwächen in ihrer Abwehr bereits hier andeuteten. Auch im zweiten Durchgang des vorletzten Heimspiels zeigte sich bei mehreren Gleichständen (4:4, 6:6, 7:7, 9:9), welch ausgeglichene Kämpfer sich gegenüberstanden. Erst ab dem ersten Zwei-Punkte-Vorsprung ab dem 11:9 und dann jenem mit drei Punkten beim 13:10 konnte der SVS bis zum 22:14 enteilen. Dass die Breisgauer dann aber doch wieder auf 24:18 aufholten, war so nicht eingeplant, ließ aber schon ahnen, dass dieses klasse, faire Spiel nicht so einfach mit einem 3:0 würde eingesackt werden können.
Wende kam im dritten Durchgang
Denn schon im dritten Satz drehte sich das Bild. Fast durchweg lagen die Gastgeber (Tabellensechster) mit drei Punkten dem Tabellenneunten zu Füßen; 11:14, 13:16 und 16:19 lauteten die Zwischenstände. Welch selten raumgreifendes Aufbegehren die jetzt dominierenden Freiburger boten, bewies sich darin, dass sie mit vollem Einsatz gleich drei Mal in die Seitenwerbebanden donnerten. Bald lagen die Schwaiger sogar mit vier Punkten im Hintertreffen; und in der Crunch Time war beim 22:23 klar, dass sie diesen Satz nicht würden retten können. Dass sich „Bazooka“ Michal Dzierwa (später verdient „MVP“) in dieser Phase mehrfach nicht nur als gewohnter Brecher präsentierte, sondern sehr gefühlvolle drei, vier Lobs in die Freiburger Feldlücken platzierte, war zwar umjubelt und ungewohnt −, nur letztlich „nutzlos“.
Denn auch im vierten Satz verhieß die Körpersprache der Gastgeber nichts Bahnbrechendes: Derweil der FT auf anhaltend hohem Niveau über 6:10 keinesfalls aufgab, im Gegenteil sogar klar führte, schienen die Schwaiger schwere Beine zu haben. Zu viele Eigenfehler waren die Folge. Coach Milan Maric agierte gestikulierend am Seitenaus, doch erst bei der ersten SVS-Führung zum 14:13 schienen die Gelbblauen ein probates Mittel gegen die Unermüdlichen auf der anderen Netzseite zu finden. Deren jahrelanger Trainer, Jakob Schönhagen, wollte sein Team durch lautstarke Aufgeregtheiten in die Spur zurückbringen −, und tatsächlich drehte ein furios auftrumpfender Mateusz Lysikoswki (nicht nur dank zweier Risiko-Asse) den Satz beinahe allein zugunsten der Gäste; unbedingt wollten sie den Ausgleich. Die tollen SVS-Blocks von Jan Kolakowski sowie die Angriffe von Florian Tafelmayer und Christian Schwabe bremsten ihr Ungestüm nicht. Der harte Brocken Freiburg wurde immer härter. Auch das wunderbare Zusammenspiel von SVS-Zuspieler Moritz Gärtner und Außenangreifer Max Bibrack – Hallensprecher Peter Anacker bejubelte sie als „Max und Moritz“ – führte nur zum Remis von 22:22. Doch es reichte nicht. Sollte sich die letzte Heimniederlage gegen Freiburg vom Januar 2019 wiederholen?
Auf in den fünften Tiebreak
Um das zu klären, mussten die Schwaiger zum fünften Mal in dieser Saison in den strengen Tiebreak. Die ersten vier hatten für sich entschieden, und beim 4:1 und 8:7 sah es erneut gut aus. Dass ihnen aufgrund einer wackeligen Ballannahme kein drückender Spielaufbau gelang, zeigte sich darin, dass die Breisgauer mithielten und ihrerseits noch ein Mal mit 13:12 führten. Drohte die Niederlage? Nein, Janis Späth gelang zum 15:14 ein würziger Einerblock, den Christian Schwabe mit seinem Ass zum 16:14 (und 3:2) lukullisch abschmeckte.
Ein enorm spannendes Duell mit einem glücklichen Sieger! Einmal mehr ist zu beklagen, dass ein solches Match ohne Hallen-Zuschauer hat stattfinden müssen. Sie konnten den siebzehnten Erfolg des SVS nicht feiern und nicht erleben, mit welchen erlösten Jubelrufen die 14 Mannen von Milan Maric dieses Doch-noch-3:2 hinausbrüllten: Das österliche Herzschlagfinale war knapp, und es hätte zwei Sieger verdient gehabt. Wer indes beim nächsten Spiel triumphiert, wird sich zeigen: Die Schwaiger müssen am kommenden Wochenende zum Favoriten TV/DJK Hammelburg, zum Tabellendritten.