SVS-Dramatik: das längste Duell seit acht Jahren
(Schwaig). Die Selbstfindung der Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig dauert noch ein wenig an: Für den Favoriten SVS setzte es am Samstag eine knappe 2:3-Heimniederlage gegen Dentalservice Gust VC Dresden (21:25, 25:22, 23:25, 25:23, 13:15), es war die erste Heimniederlage seit einem Jahr. 105 Fans waren in die Halle am Mittelbügweg gepilgert, um zwei Teams zu erleben, die sich weit über zwei Stunden lang nichts schenkten; allein jeder normale Satz dauerte eine gute, dramatische halbe Stunde.
Das dritte Saisonspiel hatte in sich: Nach tosendem Hin und Her, inmitten einer lautstarken Zuschauer- und Klangkulisse konnten die Schwaiger den Sachsen im ersten Satz noch wenig Paroli bieten. Die Gäste, die in ihrem Match zuvor Zweitliga-Meister Grafing mit 3:1 bezwungen hatten, zeigten warum: Sie beeindruckten von Anfang an mit ihrer starken physischen Präsenz. Der SVS lag nach einem 10:10 alsbald mit 13:19 „haareraufend“ hinten; die Blockarbeit des VCD war zu stringent, während die Gelbblauen noch zu viele Angriffe am Netz vertändelten.
Dass die Dresdener den ersten Durchgang nach 26 Minuten in dieser Konsequenz entschieden, war den Schwaigern ein Warnschuss, den sie in den 27 Minuten des zweiten Satzes umkehrten: Über 11:11, 15:15 und 20:17 zog der SVS den Kopf kampfstark aus der Schlinge. Das Zusammenspiel funktionierte jetzt, und Mittelblocker Sven Kellermann – um ihn hier das erste Mal zu erwähnen – agierte am Netz wie eine Back-, nein: Blocksteinwand. Mit viel Spielfreude zeigten die Franken den Sachsen die Grenzen auf, doch aufgeben wollten die längst nicht. Warum auch?
Im dritten Satz nämlich gewannen die Tabellensiebten ihre Dominanz zurück: Die Mélange aus leidenschaftlicher Abwehr nach langen Ballwechseln, wirksamen Doppelblöcken und den immer wieder aufreißenden Lücken im Schwaiger Abwehrgefüge −, das zusammen riss den VCD trotzig zu seiner ersten Führung zum 11:10 hin. Die Elbstädter rangen um jeden Ball. Der SVS seinerseits musste nach hohem Vorsprung in eine aufregende Zwischenphase von 17:13 bis 17:16 einwilligen, da die Gäste aufholten und die Franken beim 17:18 zum zweiten, beim 23:24 entscheidend zum dritten Mal in Rückstand gerieten. Selbst ein verlässlicher Zuspieler Moritz Gärtner, der wieselflinke Libero Veit Dobbertin und der aus allen Lagen grandios „feuernde“ Max Bibrack (später verdient Silber-„MVP“) konnten das 1:2 nicht verhindern. Den Durchgang hatte zwar gefühlt der SVS dominiert, nur drei Mal lag er zurück – doch die entscheidenden drei Male.
Bloß, selbstverständlich wollten die Schwaiger nicht mit 1:3, also ohne Punkte, in eigener Halle untergehen. Der vierte Satz verzauberte die „3G“-Zuschauer mit rasantem Volleyball, zumal die Gastgeber über 5:2 in Führung gingen. Hallensprecher Peter Anacker motivierte die Blaugelben lautstark, denn auch beim späteren 10:13-Rückstand „ging noch was!“; so sehr, dass ein in Schwung gekommener Michal Dzierwa, ein nicht nachlassender Max Bibrack und erneut Sven „Blockmann“ Teil einer, vom ganzen SVS-Team errungenen Führung zum 15:14 und 19:17 wurden. Keiner der Gegner gab auf; das Duell dauerte nunmehr fast zwei Stunden. Die Schwaiger ihrerseits rissen die Fans von den Sitzen; nach dem 23:23 war alsbald der 2:2-Ausgleich erreicht, der erste Tiebreak der Saison konnte denn doch noch folgen.
>Erster fünfter Satz der Saison
In diesem brodelte die Stimmung, zumal die Gastgeber ihren Elan aus dem vierten Durchgang nicht ganz mitnehmen konnten. Sie lagen schnell mit 3:4 und 11:13 hinten; der zwischenzeitliche Ausgleich zum 11:11 war noch der naheste SVS-Moment am Sieg. Doch er reichte nicht. Einen Matchball beim 13:14 vermochte der SVS noch abzuwehren, doch nach 17 Minuten beendete ein vergebener eigener Aufschlag zum 13:15 die Hoffnung auf zumindest zwei Tabellenzähler. Von insgesamt 217 erspielten Punkten waren es also ganz am Schluss nur zwei, die den Unterschied ausmachten: So wenige, dass dieses Duell zwei Sieger verdient gehabt hätte.
Seit den damaligen 130 Minuten gegen Friedrichshafen waren die 127 Gesamtminuten die zweitlängsten, die die Fans in eigener Halle seit 2013 bewundern durften; und das 2:3 war die erste Heimniederlage dieser Art nach der gegen Grafing im November 2019. Mit anderen Worten: Trotz der Niederlage war das Erlebnis in der Gelben Halle eben nicht nur ein statistisches, sondern herausragendes. Über die Dresdener, das darf gemutmaßt werden, wird die 2. Liga Süd in dieser Saison 2021/22 noch oft sprechen; ihr konstant herausgespielter Erfolg in Schwaig war verdient – und beruft sicherlich eines schon jetzt herauf: den Willen des SVS auf sportliche Revanche. Am 9. Oktober indes geht’s für die Franken jetzt erstmal nach Mainz.