Greifen die Schwaiger bald nach Platz eins?
(Schwaig). Die Schwaiger Zweitliga-Volleyballer setzen ihre grandiose Siegesserie fort: Beim sechsten Erfolg hintereinander bezwangen die Mittelfranken im Spitzenspiel-Derby die leicht favorisierten Unterfranken des TV/DJK Hammelburg mit 3:1 (16:25, 27:25, 28:26, 25:20). Es war das zwölfte Aufeinandertreffen beider Teams in der 2. Bundesliga, und alle Spiele endeten so knapp wie das am Samstag in der Gelben Halle, neun davon übrigens in einem Tiebreak.
125 Zuschauer hätten es am elften Spieltag am Mittelbügweg sein dürfen – 25 Prozent des Hallenpotenzials −; der Vorverkauf war prima gelaufen. Es wären diese 125 Zeuge gewesen eines, wie bereits im Vorjahr, spannenden Derbys und nebenbei des letzten Heimspiels des SVS im Jahr 2021. Doch am Freitagabend kam die Hiobsbotschaft, die Corona immer wieder seit nunmehr zwei Jahren bereithält: Kein einziger 2Gplus´ler (bis auf ein kleines Organisationsteam) durfte dem Duell des Tabellenzweiten Hammelburg gegen den -dritten, den SVS, zuschauen. Abgesehen von den Eintrittsgeldern, die dem SVS so verloren gingen, ist es natürlich immer wieder frustrierend, leere Ränge zu sehen sowie nur jenen Applaus zu hören, mit dem die Spieler sich selbst anfeuern. Aber immerhin, davon gab´s am Samstag reichlich! In einem grandiosen Match konnten die selbstbewussten Schwaiger ihren tollen Lauf, den sie seit Wochen haben, gegen den Favoriten Hammelburg fortsetzen. Nur im ersten Satz noch nicht, den wussten die starken Gäste famos für sich zu entscheiden.
Die Schwaiger standen nämlich noch nicht wirklich auf dem Feld (wieder mit dem genesenen Christian Schwabe sowie Tibor Vosberg aus der 2. Mannschaft). Dass ihnen besagte leere Zuschauerreihen entgegengähnten, schien ein wenig abzufärben. Zu schnell lag der SVS mit 4:8 hinten, später dann mit 14:20. Mit allein sieben oder acht „Dankebällen“ machten die Mittelfranken es ihren Gästen allzu leicht; ihr Block funktionierte noch nicht, es lief nicht rund. Die Gäste wiederum agierten souverän, immer wieder von ihrem 2,02-Meter-Mittelblocker Nils Rehmeier und Außenangreifer Moritz Rauber angeführt.
Doch im zweiten Satz zeigte das Milan-Maric-Team das Aufrappeln, das sie in den letzten Spielen bereits auszeichnete; sie ließen sich vom Satzverlust nicht aus der Ruhe bringen. Über 3:3, 9:9 und 16:13 gaben sie dem TV/DJK endgültig zu verstehen, dass auf der Gegenseite sehr wohl ein ernstzunehmender Gegner stand. Zwar holten die Unterfranken in der Endphase vom 18:13 noch auf 18:16 auf, doch die Schwaiger waren nicht umzukrempeln: 21:21, 24:23 und 25:25 hieß es in der „Crunch Time“, letztendlich machten die Gastgeber den Sack zum 1:1 zu.
Dritter Satz war der entscheidende
Auch in Durchgang Nummer drei zogen die Gelbblauen souverän von dannen: 6:3 hieß es zügig, und erst beim 8:9 lagen die Schwaiger erstmals hinten. Trotz alledem, Max Bibrack zeigte eine starke „MVP“-Leistung, und allen zur Seite, besser: allen in der Mitte stand besonders Veit Dobbertin. Der körperlich unauffällig wirkende Libero zeigte über alle vier Sätze hinweg eine präzise Abwehrarbeit, war – Chapeau! – unfassbar flink immer an der gefährdeten Einschlagstelle, kurz: Auf ihn war im Hinterfeld bravourös Verlass.
Und nicht nur seine tolle Leistung, auch die etwa von „Mike“ Dzierwa, Florian Tafelmayer und Zuspieler Moritz Gärtner brachte die Gäste immer wieder aus dem Takt. Es ging über 13:11, 18:19 bis hin zum 19:23 hin und her −, und der schien doch tatsächlich jener Moment, in dem das Spiel noch hätte kippen können. Diese vier Punkte Rückstand waren des Schlechten zu viel, hätten die nicht vorhandenen Fans meinen können. Doch geirrt: In einer selten gesehenen Aufholjagd wehrten die Schwaiger sechs Satzbälle ab, kamen ab dem 20:24 auf 24:24 heran, gaben über 25:26, 26:26 und 27:26 nicht auf, und jubelten schließlich zum 2:1-Zwischenstand gewissermaßen lauter, als 125 Zuschauer es hätten tun können.
Vierter Satz war noch einmal knapp
Der vierte Satz war nach diesem mentalen Kraftakt – zumindest rückblickend – „nur“ noch eine Formsache, obgleich er bis zum 25:20 auf tollem Niveau alles zeigte. Derart von sich selbst motiviert, ließen die Nürnberger den Hammelburgern keine wirkliche Chance mehr, zumal die Gäste es sich selbst mit zahllosen Fehlaufschlägen (einmal sogar drei in Folge) selbst schwer machten. Auf der Gegenseite hingegen eitel Sonnenschein: SVS-Kapitän Tafelmayer hämmerte sich mit tollen Netzszenen selbst in Form; Mittelblocker Sven Kellermann stand hoch oben so sehr wie eine Eins, dass einer der wenigen Zuschauer seinen rigorosen Einerblock als „Kellerwand“ umschwärmte; Michal Dzierwa, nicht zuletzt, hämmerte seine berühmten Aufschläge extravagant wie gewohnt in des Gegners Reihen. Der knickte ein, die Gegenwehr erlahmte.
Nach 108 Minuten war das ebenbürtige Duell tatsächlich dreipunktreich beendet; der Tabellenvize Hammelburg leeren Korbes nach Hause geschickt. Die Gelbblauen hingegen wussten mit ihrem Jubel nirgends so richtig hin: An Zuschauer konnten sie ihre Freude über den zweiten Tabellenrang nicht richten, also sehnten sie sich kurzzeitig in den gelbblauen Volleyballhimmel − dorthin, wo alle hinwollen: in Richtung Platz an der Sonne, der nur aktuell noch vier Punkte entfernt ist und Karlsruhe heißt. Die Zwischenschritte könnten sein, bis dahin, zwei Auswärtsspiele, und am 15. Januar das erste Neujahrs-Heimspiel gegen Gotha. Hoffentlich wieder mit Zuschauern.