Mit Bravour den Kopf aus der 0:2-Schlinge gezogen
(Schwaig). In einem phänomenalen Zweitligamatch entreißen die Volleyballer des SV Schwaig dem TSV Mimmenhausen den schon sicher geglaubten Sieg. Mit 2:0 liegen die Gäste aus Salem am Bodensee in der Halle am Mittelbügweg bereits vorn, als sich die Schwaiger auf ihre kämpferischen Qualitäten besinnen −, sie gewinnen nach einem der längsten Spiele der Vereinsgeschichte mit 3:2 (32:34, 23:25, 26:24, 26:24, 15:12).
Es ist ihr sechster Heimsieg in Folge und in dieser Serie sicherlich der schwierigste. Weiterhin können die Mimmenhausener in Schwaig nicht gewinnen.
122:119 Satzpunkte, eine Summe, an die sich in der Gelben Halle kaum jemand erinnern kann. Ausdruck dafür, dass sich am Samstagabend zwei gleichwertige Teams begegneten, die sich – bis auf zwölf Fehlaufschläge auf Schwaiger und 16 auf Gegnerseite − in keiner Minute etwas schenkten. Der Tabellenvierte vom Bodensee hatte nämlich von Anfang an keine Lust, sich beim Fünften in irgendeiner Weise zu verstecken, es sollte endlich einmal ein Sieg in der Hans-Simon-Halle her. Und schon der erste, nervenaufreibende Satz mutierte zum zweitlängsten in der Heimspielgeschichte: Seit April 2014 (damals ein 34:36) hatten die Zuschauer in Schwaig keinen Auftakt-Fight mehr erlebt, der an sich 35 Minuten dauerte und ein solches Wechselbad der Gefühle hervorrief: Bis zum bitteren 32:34 vermochten die Gastgeber neun Satzbälle abzuwehren, konnten aber auch drei eigene nicht versenken. Zwei Mal führten sie – vor allem dank ihrer gewachsenen Stärke, den Blocks und der blitzgeschwinden Blocksicherung, sowie einem fulminanten Sven Kellermann – klar mit 9:5 bzw. 16:11. Doch beide Male hatte der TSV wieder herankommen können.
Geknickt, leisteten die Schwaiger auch im zweiten Abschnitt heftigen Widerstand zwar. Doch angeführt von Ex-Nationalspieler und Spielertrainer Christian Pampel, von Pascal Zippel und einem aufschlagstarken Jan Jalowietzki, dominierten die Gäste ab der zweiten Satzhälfte das Geschehen. Beim 17:16 lag der SVS erst- und einmalig vorn, ab dann aber mussten die Franken auch den vier Assen, die die Mimmenhausener versenken konnten, Tribut zollen – sowie allzu häufigen Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Eine zudem zu schwache SVS-Ballannahme- und Feldabwehr brachte den TSV unweigerlich in Führung; das Gästeteam war enorm stark, konsequent und übermächtig. Es stand 0:2 aus Schwaiger Sicht, und wer jetzt Pessimist war, unkte ein „wie gewonnen so zerronnen“: Die unerwarteten drei Tabellenpunkte, die der SVS in der Vorwoche beim (ersatzgeschwächten) Spitzenreiter Karlsruhe geholt hatte, schienen schnöde dahinzuschmelzen.
Das Wunder nimmt seinen Lauf
Der SVS war in der Bredouille, doch genau vor einem Jahr zu Hause gegen Friedrichshafen geschah schon einmal ein kleines Wunder: Auch – zuletzt − damals lagen die Schwaiger mit 0:2 hinten, um sich dann mit erstaunlicher Resilienz über alle Zweifel hinwegzusetzen. Zwar gelang dem TSV (aus seiner Sicht) bis zu 13:10 alles, die Bodensee´ler spielten aus einem Guss −, doch sie hatten nicht mehr mit dem Kampfeswillen des Maric-Teams gerechnet. Nicht nur „Mike“ Dzierwa, auch Max Bibrack, Christian Starosczik und „MVP“-Zuspieler Moritz Gärtner rissen die 280 Zuschauer von den Sitzen: Punkt um Punkt, Ball-Rallye um -Rallye holte der SVS auf, führte beim 19:18 erstmals und zog seinen Stiefel beeindruckend durch −, im übrigen auch in Sachen Kondition und kurz verwirrt angesichts der Tatsache, dass die TSV´ler fehlerhaft eine Auszeit zu viel für sich beanspruchten.
Dergleichen Hochleistung im vorletzten Satz, der die Gelbblauen dem noch in Ferne aufscheinenden Tiebreak näherbrachte − und die Bodensee-Crew endgültig unsanft aus ihren Drei-Punkte-Träumen riss. 16:11 lag nämlich der SVS gnadenlos vorn, später 24:22; die Salemer kamen nicht mehr mit. Ihr erfahrener Leader Christian Pampel begab sich ab der Crunchtime angeschlagen auf die Bank, und auch im tatsächlich doch folgenden Tiebreak – dem dritten erfolgreichen für den SVS in dieser Saison − agierte er nicht mehr auf dem Feld. In einem Kraftakt raubten die nie nachlassenden Schwaiger den konsternierten Gästen über 5:1, 8:4 und 13:9 einen schon sicher geglaubten Triumph in fremder Halle: Um 22.03 Uhr, nach 138 kurzweilig-langen Minuten, vermochten die Angereisten den Matchball nicht mehr abzuwehren. Die Zuschauer tobten, Jubel, Stolz, der vierte Sieg in Serie für den SVS, und was für einer! Zwei wertvolle, anfangs schon verloren geglaubte Rangpunkte für die Gastgeber, und Trainer Milan Maric strahlte, seine Spieler lagen sich überglücklich in den Armen. Es war ihr dritter 3:2-Erfolg gegen den starken TSV in eigener Halle; und es war ein Mutmacher für das nächste Match beim Tabellenverfolger TV Rottenburg am nächsten Samstag.