0:3 der Schwaiger – Rabatz im Lazarett
(Schwaig). Die Serie nach sechs Siegen ist gerissen: Die ersatzgeschwächten Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig mussten am Samstagabend in der heimischen Halle ihr Haupt neigen: Angesichts ihrer auf wichtigen Positionen fehlenden Stammkräfte – erneut eine Erkrankungswelle – hatten sie gegen die starken Blue Volleys aus Gotha keine Chance. Das ungleiche Match endete nach gut eineinviertel Stunden mit 0:3 (19:25, 23:25, 22:25). Es war die erste Heimniederlage seit Oktober letzten Jahres.
Einige Gesichter, auch das von Trainer Milan Maric, waren schon beim Anpfiff ernst, einige Akteure auffallend blass. Über allem schwebte ein großes Fragezeichen: Yannick Klement – fehlt; Libero Veit Dobbertin – fehlt erkrankt; Mittelblocker Sven Kellermann – fehlt erkrankt; Zuspieler Moritz Gärtner – fehlt quasi, gesundheitlich angeschlagen. Dass daraufhin also Florian Tafelmayer als Ersatz-Libero agierte, bedeutete, dass Florian Tafelmayer als vehementer Außenangreifer fehlte; und dass Christian Schwabe ab dem zweiten Satz als Ersatz-Zuspieler einsprang, bedeutete, dass Christian Schwabe ebenfalls als Außengreifer fehlte.
Dass also überhaupt von den neun verbliebenen Recken zwei zudem als Aushilfe tätig waren, verlieh dem Lazarett-Ensemble des SVS an diesem denkwürdigen Abend etwas Anmutiges (da half auch Ersatzakteur Christoph Bork nicht, der aus der Bayernliga-Mannschaft als Außenangreifer vielleicht hätte einspringen können) −, wenn es für den SVS nicht die erste 0:3-Heimniederlage seit genau einem Jahr, damals gegen Grafing, und wenn es nicht den Verlust von drei Tabellenpunkten und einem -rang bedeutet hätte.
Verdient war der Erfolg der starken, flinken Thüringer allemal; sie nutzten die Lage schlicht konsequent aus. Die Bedingungen vor 198 Zuschauern waren alles in allem „spannend“ zu nennen: So verlief tatsächlich das gesamte Duell. In allen drei Durchgängen wehrten sich die Schwaiger mit kämpferischer Vehemenz, holten immer wieder in erstaunlichen Phasen Punkte auf; Kapitän Tafelmayer rackerte als Libero, Moritz Gärtner hielt immerhin den ersten Satz als Top-Zuspieler durch (danach musste er ausgelaugt auf die Bank); Christian Schwabe, wie erwähnt, suchte als Ballverteiler sein Möglichstes, und das gut. Doch gegen die blockstarken Tabellensechsten aus Gotha kamen die viertplatzierten Gastgeber an diesem Abend schlicht in keinen Flow.
Lücken blieben nun einmal Lücken
Im ersten Satz lagen die Schwaiger schnell mit 7:10 zurück, später mit heftigen 15:23; im zweiten – ihrem besten in Sachen Gegenwehr – gelang sogar eine 20:17-Führung; im dritten – da hieß es nur noch, möglichst doch nicht mit 0:3 zu verlieren – reichte es hingegen zu einem 9:10 und 21:23, aber alles in allem eben doch zu keiner entscheidenden Wende. Yannick Bibelriether und Simon Breinbauer lieferten tolle Szenen; Christian Starosczik erarbeitete sich gar zum ersten Mal überhaupt den „MVP“-Titel im weißen Schwaiger Trikot. Doch sie konnten die Lücken, die Sven Kellermanns ausbleibende starke Mittelblocks, Dobbertins wieselflinkes Libero- und Gärtners konsequentes Zuspielzaubern nicht in diesem, für alle ungewohnt orchestrierten Schwaiger Gesamtgebilde schließen. Es blieb eine mitreißende, notgedrungene Mängelverwaltung, bei der jeder im Team dem anderen kameradschaftlich und bestmöglich half.
Natürlich war der SVS-Frust nach dem Abpfiff groß, doch aus den gegebenen Rahmenbedingungen hatten die Gastgeber tollen Rabatz formiert, großartig gekämpft und den Fans ein tapferes Improvisieren geboten. Trotz der in dieser Personalsituation bestmöglichen Aufstellung war ausnahmsweise einfach mehr nicht drin −, die jetzt folgende Spielpause wird den Mittelfranken gut tun. Am 18. März müssen sie zum ASV Dachau, bis dahin wird sich die Lage sicherlich wieder normalisieren.