Schwaiger zerbrechen die Freiburger Raumdominanz

(Schwaig). Seit ihren beiden Pokalspielen haben die Schwaiger Zweitliga-Volleyballer ein feines Gefühl für Erstliga-Gegner – die in dieser Richtung engagierten Freiburger belebten am Samstagabend dieses mitreißende Gefühl wieder; grandios. Doch gewinnen konnten die aufstiegsbestrebten Tabellenzweiten in der Gelben Halle nicht: Der SVS, der bei scheinbar dominierenden Gegnern immer schon über sich hinauszuwachsen vermochte, gewann nach sensationellem Fight mit 3:2 (25:22, 25:21, 19:25, 18:25, 20:18).

Was den enttäuschten Breisgauern letztlich das „Genick brach“, ist im Nachhinein kaum an einem Aspekt festzumachen. Die ersten beiden Sätze lang kamen die Gäste jedenfalls gegen die heftig motivierten Schwaiger kaum an – im ersten Durchgang lag der, wieder in (genesener) Bestbesetzung antretende SVS über 3:1, 13:10 und 21:19 permanent vorn. Und auch im zweiten, um solch selten gesehenen „Zaubersatz“ zusammenzufassen (er erinnerte an das Pokal-Duell gegen Haching), verging den strauchelnden Gästen bei ihren Rückständen von 7:10, 9:16 und 16:21 Hören und Sehen. Das Schwaiger Team präsentierte sich den 395 johlenden Zuschauern in einer blendenden Spiellaune, die den Angereisten Fassungslosigkeit aufs Gesicht malte; es klappte alles.

So mochte sich der FT 1844 – unter ihrem zuweilen wütenden Trainer Jakob Schönhagen − diesen Matchauftakt sicherlich nicht vorstellen. Immerhin hatten die Gäste zuletzt fünf Spiele in Folge gewonnen, doch beim Tabellenfünften so in die Mangel zu geraten, sagte ihnen vorher keiner. In den Durchgängen drei und vier schienen die Breisgauer daher erst auch richtig aufzuwachen – ihre Doppelblocks waren gigantisch-präzise, die Angriffe wuchtig. Der große Rausch bei den Schwaigern schien beendet, derweil die „waffenscheinpflichtigen“ Schnellangriffe von Freiburgs Pascal Ristl und Silber-„MVP“ Yannick Harms ein Raunen auf den vollbesetzten Rängen der Hans-Simon-Halle hervorriefen.

Die Schwaiger kamen zwei Sätze lang nicht mehr richtig ins Spiel, ackerten dem FT meist vier, fünf Punkte hinterher; alle rangen, Max Bibrack in gewohntem Elan bis zum achten „MVP“-Titel −, doch es genügte nicht. Erstmals seit, kurioserweise, dem 3. April 2021, und ebenfalls daheim gegen Freiburg, konnten die Mittelfranken eine 2:0-Führung bis zum 2:2-Ausgleich nicht halten. Den vierhundert Zuschauern wurde in diesem Moment so richtig bewusst, dass sie gerade einen wohl angehenden Erstligisten bestaunten; sie gaben ihrem SVS lautstärkste Unterstützung, doch gegen die frustriert-trotzigen Freiburger jetzt zu gewinnen, schien kaum denkbar. Immerhin ging es – was für ein Erfolg! − in den sechsten SVS-Tiebreak der Saison.

Längster Tiebreak der SVS-Historie
Doch Irrtum, denn in einer faszinierenden Show gelang es den Gelbblauen, mit 6:1 Zeichen zu setzen. Als die Breisgauer auf 6:4 herankamen, nahm Coach Milan Maric eine Auszeit, bald stand es 8:8. Und beim 13:14 hatte der FT den ersten Matchball, vergebens. Beim 14:15 und 17:18 wehrte der SVS den zweiten und dritten gegen sich ab, vergab beim 16:15 und 17:16 hingegen zwei eigene. Dann stand´s 19:18, und mit dem 20:18 fand der punktelängste Tiebreak in der SVS-Geschichte nach 129 Spielminuten seinen krönenden Abschluss.

Waren ein Aspekt der FT-Niederlage deren zahllosen Fehlaufschläge? Im gesamten Spiel leisteten sich die Gelbblauen nur neun davon, die Gäste 23(!); vier Asse gelangen den Schwaigern, den Breisgauern nur zwei. War´s nur ein schlechter Tag für sie, der sie im direkten Meisterschaftsduell gegen Karlsruhe zurückwarf? Lorenz Rudolf etwa zeigte seine brillante Zuspielerklasse; für die perplexen Gegner aus Schwaig bedeuteten seine ungeheuer flach und „schuss“-schnell gespielten Bälle quer über die Netzlänge − mit ihrer zudem blitzartigen Vollendung in einem nicht-blockbaren Angriffsschlag −, eine staunenswerte Demonstration ewigen Trainings und physikalischer Raumbeherrschung. Auch im Volleyball bedeutet Spielstärke Raumdominanz; diese Raketenbälle symbolisierten den Macht-Willen über die Schwaiger, bedeuteten aber auch immer wieder ein Risiko. Die Schwaiger bereiteten dieser Dominanz nämlich ein unvermutetes Ende −, an diesem so besonderen Abend waren die Fans selig und berauscht davon, so wie die SVS-Akteure drei Sätze lang von sich selbst (im ersten, zweiten und entscheidenden). Ob das in ihrem nächsten Match in Dresden anhält, wird sich Mitte April zeigen. Am 22. April folgt dann das letzte Heimspiel der Saison.