Schwaiger machten aus Not eine Jugend – vergebens

(Schwaig). Gegen den VC Eltmann war mit ausgedünnter Besetzung kein Ankommen. Der Aufsteiger, der mit einem Aufsteiger nichts gemein hatte, kam an diesem 16. Dezember stattdessen als Tabellenführer, siegte verdient mit 3:0 (25:21, 25:20, 25:23) und ließ den gastgebenden SV Schwaig konsterniert zurück. Das Finale der Hinrunde, das traditionsreiche Frankenderby – zudem Erster gegen Dritter –, war für die lokalen Zweitliga-Volleyballer diesmal kein Erfolg, doch schlugen sie sich bei ihrer ersten Saisonheimniederlage und ihrer ersten ohne Satzgewinn seit März mehr als tapfer.

Dass die jungen „Hilaritas“-Tanzgirls im Stil der 1920er-Jahre „Heiterkeit“ und Show verbreiteten, war den angerückten 400 Fans – der zweithöchsten Anzahl für ein Ligaspiel je beim SVS – in der Gelben Halle mehr als recht. Denn in der Zehn-Minuten-Pause zwischen dem zweiten und dritten Satz schien allen nach Luftholen. Der Tabellendritte – ihre Schwaiger – lag gegen den VCE mit 0:2 nervös zurück; da war kein Durchkommen durch den Gäste-Dreierblock, da beeindruckte zwar ein Kampf um jeden Ball. Doch wer bereits vor dem Match die sorgenvolle Miene Milan Marics beobachtete, wie der Trainer versuchte, seine Jungs einzuschätzen und zu motivieren, ahnte schon, etwas lag im Argen.

Die aktuelle grippale Welle verlieh dem schönen Sportwort „mitfiebern“ nämlich eine leidige Bedeutung; es wurde ein Spitzenspiel mit ungleichen Voraussetzungen. Während die Eltmanner – zum ersten Mal seit April 2019 wieder in der Gelben Halle – bis auf Jannis Hopt in Bestbesetzung antraten, mussten die Schwaiger „ohne Vier“ zurechtkommen: die Angreifer Michal Dzierwa und Christian Schwabe sowie Zuspieler Tim Aust eben grippal außerstande, und es zieht sich Kapitän Florian Tafelmayer ausgerechnet beim Einspielen eine Zerrung zu.

Nur ein Hinterherrennen
So ging´s dann los, das 12. Saisonduell, und es würde nicht reichen. Das wussten die verbliebenen SVS´ler noch nicht, denn sie wehrten sich natürlich mit Zähnen und Klauen. In den ersten beiden Durchgängen gelangen den Geblockten und Blockierten zwar drei Aufschlagasse (den Gästen sechs); Felix Hemmer, Sven Breinbauer und Lauritz Jastrow – die Jugend – stemmte sich mit trotziger Vehemenz gegen die Gegenvehemenz des VCE. Sie sammelten anfangs 21, im zweiten Satz noch 20 Punkte, was viele sind. Doch eines gelang dem SVS-Team gar nicht: Es ging in beiden Sätzen kein Mal in Führung, war beim 17:17 und 18:18 im zweiten noch am nächsten dran –, doch, wie gesagt, es reichte nicht. Annahme und Spielaufbau waren nicht konstant; die Eltmanner (darunter die ehemaligen Schwaiger Perica Stanic, Marko Knauer und Christian Nowak) dominierten schlicht gewiefter und mit ihren Blocks mächtiger.

Einzig im dritten Durchgang – eben noch hatten die Laufer Karnevalstänzerinnen für kesse Unterhaltung gesorgt – keimte gelbblaue Hoffnung auf: Beim 2:1 und 3:1 lagen die Schwaiger erstmals vorn, beim 8:4 weiterhin, und beim 13:14 dann doch wieder nicht. Das Spiel war in dieser Phase völlig unruhig, Schiri-Entscheidungen gegen den SVS heftig umstritten, die 400 Fans tobten, die Gelbblauen versenkten sechs Risiko-Aufschläge im Netz, agierten wild in der Abwehr, und immer wieder mal mit Flüchtigkeitsfehlern. Insgesamt jedoch zauberten Yannick Klement, Max Bibrack (wurde erstmals „MVP“), Yannick Biebelriether, Liberorissimo Veit Dobbertin und Co. nach Leibeskräften, derweil die „Lädierten Vier“ nur am Feldrand stehen, dem feinen Zuspiel Melvin Rolls und dem einen abgewehrten Matchball beim 23:24 bloß zuschauen konnten.

Kurz, nach nur 76 Minuten war das Spektakel, das Frankenderby, das erste seit 2018/19, abgepfiffen und passé. Die strahlenden Unterfranken verließen die Gelbe Halle als verdiente Sieger; aus mittelfränkischen Reihen waren ungemilderte Flüche zu hören. Milan Maric klopfte seinen Mannen dankbar auf die Schultern, beruhigend, sie hatten toll gerauft: Das nächste Derby kommt, wollte er damit sagen –, wenngleich jetzt erstmal die verdiente Weihnachtspause. Am 13. Januar geht’s für den SVS gegen Leipzig daheim weiter. Bis dahin werden sich die Unruhe gelegt, die Grippalen erholt, die Tänzerinnen von „Hilaritas“ feine neue Choreographien ausgedacht haben. Und das Rückspiel in Eltmann kommt ja tatsächlich noch. Bestimmt mit besseren Vorzeichen.