Bewegender Abschied in bewegter Atmosphäre
(Schwaig). Kaum zu entscheiden, was am Samstagabend in der Gelben Halle bewegender war: Der heftige Widerstand der Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig gegen ihre dritte, zudem wieder punktlose Niederlage in Serie (1:3, mit 19:25, 27:29, 25:21, 22:25) – oder die Verabschiedung des altgedienten Recken Michal „Mike“ Dzierwa sowie des sehr guten Zuspielers Tim Aust, welcher „nur“ in dieser Saison 2023/24 in den Reihen der Schwaiger agierte. Es war jedenfalls ein an Kuriositäten selten reiches Match.
Zu Gast war der klar favorisierte Tabellenvierte TV Bühl –, und der war bestens gewillt, seinen Abstand zum Dritten, dem TV Rottenburg, nicht sich ausweiten zu lassen. Es trafen folglich vor der zweitbesten Schwaiger Saisonkulisse – 365 Fans – der neuntplatzierte SVS auf einen hoch motivierten Klub, was gleich in einen gut gelaunten, kuriosen Auftakt führte: Sowohl der Schwaiger erste Aufschlag donnerte zum 0:1 ins Aus, der folgende des TVB ebenso, zum 1:1. Gleichwertig waren also beide Teams, ja, bis der SVS beim 15:22 irgendwann arg hinten lag und seine Kräfte auf den zweiten Satz konzentrieren wollte.
Nicht nur Florian Tafelmayer, Yannick Biebelriether, Felix Hemmer und Max Bibrack, auch „Mike“ Dzierwa bei seinem Abschiedsspiel vor heimischer Kulisse, hämmerten grandiose Bälle ins Bühler Quadrat. Das Team preschte vom 12:13 zum 16:13 vor; später beim 20:16 klingelten die Gäste-Alarmglocken. Der verwunderte Blick von Bühls „Riesen“, 2,07-Meter-Mittelblocker Elias Walther, sprach jedenfalls Bände –, bis dem TVB zwei befreiende Asse hintereinander gelangen und der 20:20-Ausgleich. Es begann ein wildes Spektakel in der Crunchtime, das vor tosendem Publikum und bewegter Atmosphäre zu drei von Schwaig abgewehrten Satzbällen und vier Führungen der Bühler bis zum grausamen 27:29 führte. Zum achten Mal in dieser Spielzeit lagen die Gelbblauen mit 0:2 hinten.
Im dritten Satz keimte Hoffnung auf
Im dritten Abschnitt gelang es dem nie aufgebenden SVS – gleichsam erholt –, sechs Mal in Führung zu gehen, gefolgt vom jeweils direkten Ausgleich der Baden-Württemberger; vor grandioser Kulisse führte der SVS bald 22:19. Das 25:21 besorgte schließlich der in seine Heimat Polen zurückkehrende Michal Dzierwa, von Tim Aust immer wieder gut in Szene gesetzt. Es stand 2:1. Der letzte Satz war dann bestimmt von fulminanten Aufholjagden der Franken (einmal vom 9:14 auf 12:15, dann 13:18 auf 17:20) sowie vom unglaublichen Moment, in welchem dem bravourös-wuseligen Libero Veit Dobbertin – übrigens abermals „MVP“ – ein brutal hart geschmetterter Gegnerball auf seine Brust von dort übers Netz zurückflog und dem SVS das 21:24 einbrachte. Dass der finale Matchball beim 22:24 allerdings nicht hoch am Netz, sondern durch das schnöde Linie-Überschreiten beim Aufschlag verloren wurde, war ein weiteres, nie gesehenes Kuriosum in der Gelben Halle.
Die Zuschauer jedenfalls hatten – trotz des 1:3 und enormen acht Aufschlagassen gegen den SVS – ein faszinierendes letztes, 107 Minuten langes Saisonheimspiel genossen (noch ein Auswärtsduell folgt nächsten Samstag). Neben dem traditionellen Dank an die Ehrenamtlichen waren abschließend natürlich die Verabschiedungen von Aust und Dzierwa bewegende Standing-Ovation-Momente (der kraftvolle, beliebte Diagonalangreifer spielte in der Schwaiger Familie acht Saisons!). Für den SVS und Trainer Milan Maric wird die Spielzeit nach dem kommenden Abschlussduell in Eltmann auf dem wahrscheinlich neunten Tabellenrang enden; die nächste Spielzeit beginnt am 21. September 2024.