Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
(Schwaig). Welche Dramatik, was für ein Rückschlag: Die Zweitliga-Volleyballer des SV Schwaig mussten nach einer 2:0-Führung in eine überaus bittere 2:3-Heimniederlage gegen den TSV Grafing einwilligen (25:21, 25:14, 18:25, 20:25, 12:15). Es ist nun erstmals seit Regionalligazeiten im Oktober 2011, dass der SVS zwei Mal hintereinander vor eigenem Publikum den Kürzeren zog. Insgesamt war es die vierte Niederlage in dieser Saison; die dritte davon im Tiebreak und die erste gegen einen Tabellenniedrigeren.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – anders lässt sich das dramatische Duell gegen den zuvor Tabellenachten aus Grafing nicht bezeichnen. Dabei waren 340 begeisterte Zuschauer zunächst Zeuge, wie die Gelbblauen – gänzlich frischer aufgelegt als noch bei der Auswärtsschlappe zuletzt in Eltmann – die Gäste klar dominierten.
Eindrucksvolle Szenen von „Pecki“ Stanic und Tim Rosenow (er wurde MVP dieses Spiels) führten, neben einer geschlossenen, stabilen Mannschaftsleistung zu einem 25:21 im ersten und einem noch deutlicheren 25:14 im zweiten Durchgang. Klar, nach diesen umjubelten 43 Minuten hatten die Gastgeber schon drei gewonnene Tabellenpunkte im Sinn – doch weit gefehlt.
Lange nicht mehr gesehen, doch es gibt es doch noch: das berüchtigte „Schwaiger Schwächeln“ im dritten Satz. Völlig auf Augenhöhe, bot dieser Spielabschnitt die Kuriosität einer zehnfachen Folge von Punkte-Gleichständen: Über 1:1, 2:2, 3:3 bis hin zum 10:10 konnte sich kein Team absetzen, bevor die Mittelfranken anlässlich der nächsten statistischen Serie von 12:14, 13:15, 14:16, 15:17, 16:18 und 18:20 sechs Mal den Grafingern mit zwei Punkten hinterher liefen. Es deutete sich hier bereits an, dass die Gäste keinesfalls gewillt waren, rasch wieder nach Hause zu fahren. Dass ihnen dann auch noch Netzroller bei den Aufschlägen zu Punkten verhalten, passte ins Bild. Sie stark – Schwaig schwach.
Vierter Satz ein Grausen
Ein Bild, das sich im vierten Fünftel auf bittere Weise fortsetzte, es kam kalter Wind auf. Was die Gastgeber in den ersten beiden Durchgängen an Dynamik aufbrachten, versickerte nach dem verlorenen dritten im nun vierten Satz vollends. So gut wie nichts ging mehr auf SVS-Seite, während sich die Gäste in einen Auswärts-Rausch spielten: Die nächste Serie von immer Vier-Punkte-Abständen ließ beim 0:4, 1:5, 2:6, 10:14 und 13:17 sowie beim noch dramatischeren SVS-Rückstand von 16:22 das Ende vorausahnen – auch, wenn es noch keiner wahrhaben wollte.
Der Tiebreak war letztlich nur noch das i-Tüpfelchen auf dem verkorksten vorherigen Satz: 1:5 lagen die völlig verunsicherten Gelbblauen zurück. Es keimte zwar beim 7:10 und beim 11:14 durchaus ein, zwei Mal Hoffnung auf, aufzuholen und zumindest noch zwei Tabellenpunkte gegen die (sympathischen) Spaßbremsen aus Grafing zu retten. Und zwei Matchbälle konnten abgewehrt werden. Doch beim 12:15 nach insgesamt 110 Minuten war (vor auch perplexen Zuschauern) „finito“.
Nächsten Samstag wieder Heimspiel
Gefrustet und von sich selbst überrascht mussten die Spieler und ihr Coach Michael Raddatz in die verdiente Haue einwilligen. Vor allem ab dem dritten Satz, spätestens ab dem vierten waren eine gediegene Abwehr und ein wirksamer Block auf Schwaiger Seite kaum mehr vorhanden. Raddatz bemängelte: „Wir haben den Grafingern heute die Gelegenheit freien Einschlagens geboten.“ In keiner SVS-Statistik seit 2010 ist verzeichnet, dass der SVS jemals nach einer Zwei-Satz-Führung noch mit 2:3 unterlegen war, schon gar nicht in eigener Halle.
Jetzt heißt es umso mehr Kraft tanken und dann Punkte holen gegen den nächsten Gegner bereits am kommenden Samstag, dem 14. November 2015: Um 19.30 Uhr trifft der SVS auf die Volley YoungStars aus Friedrichshafen, in der Gelben Halle am Mittelbügweg. Dann hoffentlich wieder jauchzend.