Schwaiger Volleyballer erkämpften einen mehr als verdienten Punkt
(Schwaig). Dass Zweitliga-Derbys nicht auf einem „Ponyhof“ stattfinden, durften 311 Zuschauer in der Hans-Simon-Halle von der ersten bis zu 119. Minute miterleben. 2:3 endete das heftige, grandiose Spiel aus Sicht der Schwaiger (15:25, 25:23, 18:25, 25:17, 7:15). Der resultierende Tabellenpunkt war indes mehr als verdient – zumal sich Eltmann als das Spitzenteam auszeichnete, wie es der vierte Tabellenplatz andeutete. Beim SVS fehlten einmal mehr Christian Schwabe und Tobias Prucker.
Wie viele Widrigkeiten waren es, die den Schwaiger Volleyballern in diesem 2016er-Duell gegen die Oshino Volleys Eltmann entgegen gesetzt wurden? Vier, was die Zahl der Linienfehlentscheidungen gegen die Gastgeber betrifft? Noch einer (inklusive Strafpunkt), weil eine unberechtigte rote Karte gegen Zuspieler Wichard Lüdje gegeben wurde? Oder eher „keine“, wie SVS-Trainer Michael Raddatz nach dem Spiel cool zu Protokoll gab, „weil ja keine dieser Pfiffe wirklich spielentscheidend“ gewesen sei?
Die Antwort auf die Frage liegt sicherlich irgendwo in der Mitte. Denn zumindest die emotionalen Folgereaktionen lösten bei den Schwaigern (und auch bei den Zuschauern) genau jenen, gänzlich parteiischen Trotz aus, der das verbissene Match gegen die Eltmanner zu einem Highlight dieser Saison hat werden lassen.
Erster Satz ohne Federlesen
0:3 hatte der SVS das Hinspiel abgeben müssen – die Revanche vor heimischem Publikum schien irgendwie fest beabsichtigt. Doch wie so oft wird die Rechnung ohne den Gast gemacht. Die Oshinos zogen den ersten Satz so brachial durch, dass nach fünf Sechs- und vier Fünf-Punkte-Rückstände die Gelbblauen auch beim Zwischenstand von 14:20 und 15:22 beeindruckt aus der Wäsche guckten: Sechs ehemalige Erstligaspieler (davon vier aus Coburg) legten auf der gegnerischen Seite ohne Federlesen los. Zum vierten Mal verloren die Mittelfranken den ersten Satz in eigener Halle.
Und bereits jetzt zeigten sich die durchgreifenden Waffen der Gäste an diesem sehr emotionalen 30. Januar: Ein (Raddatz) „unglaublich kompetenter“ Aufschlag auf der aktiven und eine konsequente Ballannahme auf der passiven Seite machten den Weg frei für ein hartes, zuverlässiges Angriffsspiel.
Der SVS hatte diesem zunächst wenig entgegenzusetzen, so dass nicht wenigen Zuschauern schwante: das alles gehe sehr „schnell zu Ende“ oder dauere „ewig“. Nun, ein sanfter Hang zum „Ewig“ deutete sich schließlich im zweiten Satz an: Über 9:9, 14:11, 17:20 und dann doch wieder 23:22 brodelten sich die Schwaiger auf Augenhöhe heran; die Eltmanner wankten. Und fielen. Vor, wie Raddatz und die Mannschaft später dankbar betonten: „Einem geilen Publikum. Super!“
Und sie wurden wach: Mit einem Mal war auch den Gästen klar, warum die Gelbblauen auf Tabellenplatz sechs rangieren (übrigens weiterhin) –, Eltmann bäumte sich unnachgiebig auf. Ließ nichts anbrennen. Führte über 7:6, 12:9 und schließlich 20:14. So dass die Mittelfranken den dritten Durchgang hergaben, um sich auf den vierten zu konzentrieren. Das Kuriosum in dieser hektischen Phase, dass sich nämlich mit Wichard Lüdje und Juraj Tomasik minutenweise beide Zuspieler auf der Schwaiger Hälfte tummelten, hatte nichts genutzt. Allerdings auch nicht die lautstarken Proteste dagegen, dass sich ersterer wegen der Rüpeleien anderer (unterm Netz hindurch) die besagte rote Karte einfing –, was zu neuen Tumulten führte.
Über eine Stunde war bereits vergangen – so viel zum Thema „ewig“ –, als unter allen anderen Wichard Lüdje mit seinen Hammeraufschlägen sowie Tim Rosenow und Außenangreifer Florian Tafelmayer (er wurde zum vierten Mal MVP) noch einmal grandios loslegten: Zwar mussten die Gelbblauen über 9:8, 15:11 und 17:13 noch ein spannendes Aufholen der Gäste auf 17:16 über sich ergehen lassen. Doch der hochklassige vierte Satz endete, bis auf das Verstummen der zahlreichen Eltmanner Schlachtenbummler, in einem Jubelsturm „unvergesslich gelb“, der den nunmehr elften „High Noon“ der Saison einläutete.
Fünften Satz doch abgegeben
Elf Tiebreaks! Zwei davon konnte Schwaig bisher gewinnen, und um es kurz zu machen: diesen gegen Eltmann nicht. Erneut von einer Schiri-Fehlsicht zum 5:8 aufgewühlt, kamen sie über 5:9 und 6:12 nicht mehr in Schwung (Entscheidung hin und her). Die Oshino Volleys – unter ihnen ein anfangs starker ehemaliger SVS-Spieler, „Hansi“ Nürnberger – durften jubelnd auftrumpfen; ihr Sieg war verdient.
Die Niederlage der Schwaiger war die sechste daheim und die zehnte insgesamt. Doch hohe Anerkennung ist ihnen gewiss; auch ihr Trainer schwärmte: „Wir haben heute gut gegen den Druck angearbeitet“. Zumal noch sechs weitere Spiele in dieser Saison ausstehen, daheim das nächste am 20. Februar gegen Neumarkt. Wieder ein Derby. Und gewiss wieder nicht auf einem „Ponyhof“.